Jakob, hast du dich in deinem Urlaub gut erholt?
JAKOB PÖLTL: Ja, ich war zehn Tage in Barcelona. Es war ein cooler Urlaub, ich hatte Zeit herunterzukommen und zu entspannen. Es tat gut, ein paar Tage lang keinen Basketball anzugreifen.
Neben Wurf- und Krafttraining in Wien stand erneut Individualtraining bei Stefan Weissenböck in Bamberg auf dem Programm. Der ehemalige ÖBV-Nationalspieler ist einer der renommiertesten Individualtrainer Europas.
PÖLTL: Ich habe mit Stefan viel an meinem Wurf gearbeitet, an der Technik einiges geändert. Wir haben auch an anderen Skills für das Spiel mit dem Gesicht zum Korb trainiert, um darauf vorbereitet zu sein, künftig mehr von außen spielen zu können.
Umstellungen am Wurf funktionieren in deinem Alter meist nicht mehr von einem Tag auf den anderen, oder?
PÖLTL: Mit dem Wurf ist das so eine Sache, die Umstellungen sind natürlich ungewohnt. Ich merke, dass sie mir helfen, aber derzeit bin ich noch sehr „streaky“ unterwegs, treffe mit der neuen Technik also teilweise richtig gut, aber teilweise auch weniger. Ich muss einfach viele Wiederholungen machen, um den neuen Bewegungsablauf zu automatisieren.
Wie sah das Training nach deiner Rückkehr nach Toronto aus?
PÖLTL: Am Anfang war ich allein, dann wurde eine Woche lang mit allen Jungen trainiert, das war eine Art Intensiv-Camp. Man konnte dabei schon erahnen, dass wir unseren Spielstil ändern werden. Es wurde mehr Wert auf Dreipunkter und das Spiel von außen gelegt – tendenziell weg von Mitteldistanzwürfen und hin zu mehr Dreiern. Ob das jetzt für mich bedeutet, dass ich in den Spielen regelmäßig von außen werfen werde, weiß ich noch nicht. Im Training nehme ich offene Dreier jetzt jedenfalls ohne zu zögern.
Was weißt du über Small Forward OG Anunoby, der von den Raptors an 23. Stelle gedraftet wurde?
PÖLTL: Ich habe ihn einmal vor dem Draft bei einem Workout in Toronto getroffen, er ist ein äußerst netter Typ. Er ist ein wirklich langer Defensiv-Kämpfer, sehr athletisch und passt sicher gut zu uns.
Mit Kyle Kuzma wurde ein ehemaliger College-Mitspieler von den Lakers gewählt.
PÖLTL: Ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass er sich einen Platz in der ersten Runde erkämpft hat. Er sollte sich ganz gut in das Lakers-Spiel einfügen. Ich habe mir den Draft auch live im TV angesehen. In Utah ist man sehr stolz, dass man drei Jahre in Folge einen Erstrunden-Draft-Pick herausgebracht hat.
Was war an diesem Draft noch auffällig?
PÖLTL: Der Draft war hochkarätig und es wurden sehr viele Freshmen gedraftet – ein Trend, der sich fortsetzt. Mit Lauri Markkanen wurde ein Finne an siebenter Stelle ausgewählt. Ich habe ihn gegen Utah spielen gesehen, er passt gut in die heutige NBA. Große Leute, die so gut Dreier werfen können, werden überall gesucht.
Was ist deine Meinung zur MVP- und zur Rookie-of-the-Year-Wahl?
PÖLTL: Das habe ich ehrlich gesagt gar nicht mitbekommen! Was soll ich dazu sagen? „Eh nett“, aber Bedeutung hat das keine.
Ein kurzer Rückblick auf die Finals: Hast du mit einer solchen Dominanz der Warriors gerechnet?
PÖLTL: Es war einerseits schon überraschend, dass es so klar ausging, andererseits hatten sie vor allem durch Kevin Durant zu viel Firepower und Cleveland war am Ende ohne Chance. Dennoch hätte die Serie ganz anders verlaufen können, hätten die Cavs das dritte Spiel nicht aus der Hand gegeben. Basketballerisch war es natürlich toll, aber es gab sicher schon packendere Finalserien.
Für dich steht nun die Summer League auf dem Programm. Du gehörst mit Fred VanVleet und Pascal Siakam zu den absoluten Team-Leadern.
PÖLTL: Ja, nach ein paar Trainingstagen in Los Angeles geht es weiter nach Las Vegas. Ich will das Turnier bestmöglich nützen, um Sachen auszuprobieren, an denen ich gearbeitet habe. Ich freue mich auch darauf, Verantwortung zu übernehmen. Im Gegensatz zum letzten Jahr weiß ich, was auf mich zukommt. Ich bin viel lockerer, verspüre viel weniger Druck und muss mich nicht so sehr beweisen. Ich will Spaß haben, nehme die Summer League aber dennoch sehr ernst und will gewinnen.
Nach der Summer League kommst du wieder zurück nach Österreich und rückst beim Nationalteam ein.
PÖLTL: Stimmt, genau das ist der Plan. Ich freue mich wirklich sehr darüber das es geklappt hat und nun offiziell ist und bin dem Verband für seine Bemühungen sehr dankbar.
Mit Luka Brajkovic hat ein großes österreichisches Talent zuletzt Davidson, die Ex-Uni von Steph Curry, besucht. Was rätst du ihm?
PÖLTL: Er soll seinen eigenen Weg gehen. Ich fände es cool, wenn er bei einem guten College landen würde. Ich persönlich habe damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Wie jeder Spieler muss Luka schauen, dass er den für ihn persönlich besten Weg einschlägt.