In 204 Tagen werden die NBA-Drafts gezogen, Sie werden als Top-Ten-Draft gehandelt. Dem großen Traum, als erster Österreicher in der besten Basketball-Liga der Welt zu spielen, scheint nichts mehr im Weg zu stehen.
JAKOB PÖLTL: Ich muss primär gesund bleiben und mich stetig weiterentwickeln. Mit dem Team will ich an die starke Vorsaison anzuschließen, dann schauen wir weiter.

Was würde Ihnen der Sprung in die NBA bedeuten?
PÖLTL: Es geht nicht nur darum, den Sprung zu schaffen, sondern sich in der NBA durchzusetzen. Wenn das gelingt, wäre es fantastisch, aber das ist Zukunftsmusik, mein Fokus gilt dem Hier und Jetzt.

Der Hype um Sie wird immer größer, wie schwierig ist es, am Boden zu bleiben?
PÖLTL: Das ist nicht schwierig. Ich habe noch nicht wirklich etwas erreicht, stehe am Beginn meiner Entwicklung, da gibt es keinen Grund, übermütig zu werden.

Trotzdem gibt es viele, die Sie in Anlehnung an Dirk Nowitzki (German Wunderkind, Anm.) schon als Austrian Wunderkind bezeichnen. Was sagen Sie dazu?
PÖLTL: Dirk Nowitzki war der erste europäische Spieler, der mit dem MVP-Award ausgezeichnet wurde und ist seit 17 Jahren ein wertvoller Bestandteil der NBA, ich bin aktuell College-Spieler und das in meiner zweiten Saison. Viel mehr muss man dazu nicht sagen.

Ist es für Sie möglich, in solche Sphären vorzustoßen?
PÖLTL: Möglich ist alles, aber daran zu denken, wäre im Moment vermessen und definitiv zu früh.

Im Vorjahr haben Sie noch nicht für den Draft genannt, warum?
PÖLTL: Ich habe mich noch nicht so weit gesehen. Ich wollte noch zulegen und im Team mehr Verantwortung übernehmen. Das Spiel ist heuer deutlich mehr auf mich zugeschnitten, ich muss mich beweisen – das alles ist ein wichtiger Lernprozess für später.

Wenn man Ihren Saisonstart und die Statistiken (siehe Factbox) verfolgt, haben Sie im Vergleich zur starken Vorsaison noch einmal nachgelegt?
PÖLTL: Stimmt, bisher läuft es wirklich gut, wobei das auch der Verdienst der Mannschaft ist.

Eine Stärke ist, dass Sie trotz Ihrer Größe sehr beweglich sind.
PÖLTL: Meine Beweglichkeit ist ein definitives Plus, diese auszunützen, ist aber die Kunst.

Wo liegen die Schwächen?
PÖLTL: Ich möchte noch robuster und athletischer werden.

Was sagen Sie den vereinzelten Kritikern, die behaupten, Sie werden überschätzt?
PÖLTL: Für mich ist das Feedback der Trainer entscheidend, die können meine Leistung am besten beurteilen.

Jakob Pöltl stammt aus Wien
Jakob Pöltl stammt aus Wien © Apa

Wie sind Sie überhaupt zum College-Basketball gekommen?
PÖLTL: Ich habe bei der U18-B-WM vor zwei Jahren auf mich aufmerksam machen können, dann hat es ein paar Anfragen gegeben und letztendlich habe ich mich für den Wechsel an das College in Utah entschieden. Hier habe ich die perfekte Möglichkeit Sport und Ausbildung zu kombinieren.

Wie kann man sich das Leben am College vorstellen?
PÖLTL: Ich habe einen fixen Stundenplan, besuche Vorlesungen, mache Prüfungen, habe fast jeden dritten Tag ein Spiel, dazu meine Trainingseinheiten. Ich teile mir mit einigen Teamkollegen ein Haus. Wir trainieren und lernen zusammen.

Ihr spielt vor 15.000 Zuschauern, die Spiele werden live im TV übertragen. Es heißt, die College-Liga interessiert die Leute sogar mehr als die NBA.
PÖLTL: Ich denke, das liegt vor allem an der lokalen Bindung der Leute mit ihren College-Teams. Die Begeisterung ist Wahnsinn.

Am 19. Dezember wartet ein Spiel im Madison Square Garden. Ist das noch etwas Besonderes?
PÖLTL: Definitiv! Ich freue mich riesig auf New York und das Spiel gegen die Dukes. Der Madison Square Garden ist Kult. Soweit ich weiß, bin ich der erste Österreicher, der dort auf Korbjagd geht, das macht mich sehr stolz.

Sie hatten auch schon mit NBA-Superstar Lebron James zu tun, wie war’s?
PÖLTL: Ich wurde im Juni als einer von 20 College-Spielern zur „Nike Basketball Academy“ eingeladen, einer der Mentoren war Lebron James. Das gemeinsame Training war beeindruckend.

Wie würde Sie sich selbst beschreiben?
PÖLTL:  Groß gewachsen, jung geblieben, hungrig. Ich will immer gewinnen, denn ich hasse es, zu verlieren. Deshalb gebe ich nie auf.

Wie sieht der Alltag für einen Mann mit 2,13 Meter Körpergröße und Schuhgröße 50 ½ aus?
PÖLTL: In gewissen Lebenslagen ist es ein wenig beengend, etwa im Auto oder im Flugzeug, auch in Sachen Mode ist es nicht immer einfach, dafür fällt es leichter, den Überblick zu bewahren.

College-Star Jakob Pöltl
College-Star Jakob Pöltl © kk


INTERVIEW: ANDREAS JANDL