In der Nacht auf Freitag, den 30. April um 2 Uhr, findet der NFL Draft 2021 statt. In den Tagen und Wochen davor finden sich jede Menge Experten und Fans, die sich mit ihrem Wissen zur NFL an einen „Mock Draft“ versuchen. Mock bedeutet so viel wie „Pseudo“, man tippt sich (meistens) durch die erste Runde des Drafts und versucht zu erraten, welches Team welchen Spieler wählt. Auf der Homepage der NFL kann man sich unter diesem Link auch selbst daran versuchen: predictpick.nfl.com
Will man dem ganzen zusätzlich noch etwas Pfeffer geben, kann man auch Trades zwischen Teams einzubauen. Gleich fünf Trades kommen auch im diesjährigen Kleine-Zeitung Mock Draft vor, zwei davon in den Top 7 – allesamt für Quarterbacks. Und: Ein sechster Quarterback findet in der ersten Runde auch sein neues Team.
Noch ein kleiner Beisatz vorneweg: Im folgenden Mock-Draft drehen die Teams um einiges mehr am Rad, als ich es tatsächlich erwarten würde. Aber Hey, so macht‘s mehr Spaß und vielleicht geht der eine oder andere „Bold Move“ sogar auf.
1. Jacksonville Jaguars: Trevor Lawrence, QB, Clemson
Das Front Office der Jaguars hat neben Lawrence auch Zach Wilson und Justin Fields unter die Lupe genommen, war von allen dreien beeindruckt. Aber der First Overall-Pick sollte wenige (eigentlich keinen einzigen) Football-Fan überraschen. Trevor Lawrence wird seit der High-School als potentieller All-Pro gehandelt und hat alles, was ein Trainer und ein Team von einem Quarterback haben will: Starker Arm, Schnelle Reads, überragende Wurfgenauigkeit, Athletik. Und aus Frisur-technischer Sicht gibt es keinen besseren Nachfolger für Gardner Minshew.
2. New York Jets: Zach Wilson, QB, BYU
Kaum ein Experte hatte Wilson letztes Jahr schon am Schirm. Der Quarterback der Cougers verbesserte sich aber über alle seiner drei College-Jahre stetig: Laut pff.com lag seine Rate von „Turn-over-Worthy-Plays“ und Negativ-Bewerteter-Würfe bei lediglich 1% bzw. 9% aller seiner Würfe im vergangenen Jahr.
Die größte Kritik lautet, dass Wilson „nur“ schwächere Gegner zu Gesicht bekam, oftmals ganze Spiele lang nicht unter Druck gesetzt wurde.
3. San Francisco 49ers (via Houston und Miami): Mac Jones, QB, Alabama
Nach eigenen Angaben (*Zwinkersmiley) nach entscheiden sich die 49ers zwischen QB Trey Lance und QB Mac Jones. In Expertenkreisen ist man sich weitgehen einig, dass Lance das größere Potential hat, aber Jones dafür jetzt schon bereit ist, die 49ers zum Super Bowl zu bringen. Jones gleicht auch mehr HC Kyle Shanahans alten Quarterbacks – das spricht sowohl für Jones als auch etwas gegen ihn. Lance könnte das Playbook etwas mehr aufmachen.
Ganz ausgeschlossen sind natürlich auch nicht Justin Fields und sogar (wenn auch unwahrscheinlich TE Kyle Pitts).
4. TRADE! Denver Broncos (via Atlanta): Trey Lance, QB, North Dakota State
Irgendwie passt Trey Lance perfekt zu General Manager John Lynch. Die Broncos haben eine starke Defensive, haben vergangenen Draft sich mit Receivern verstärkt und warten eigentlich nur auf gutes Quarterback-Play. Lance gilt als der unfertigste der Top-5-QBs, so haben die Broncos gleich einen Konkurrenzkampf auf der Quarterback-Position, und müssen sich aber nicht zwingen, ihren First-Rounder schnellstmöglich vor ihren jetzigen jungen QB Drew Lock zu stellen, sondern können abwarten.
5. Cincinnati Bengals: Ja'marr Chase, WR, LSU
Die Bengals stehen vor der schwierigen Aufgabe sich für die „richtige“ Art von Hilfe für ihren Quarterback Joe Burrow zu entscheiden: Pass-Catcher oder Offensive Tackle. Haben sie die Wahl zwischen TE Pitts, OT Penei Sewell und WR Chase können sie kaum was falsch machen. Auf Burrows Empfehlung hin kommt hier Chase nach Ohio.
6. Miami Dolphins (via Philadelphia): Kyle Pitts, TE, Florida
Als Einhorn wird Pitts oft bezeichnet. Er macht Chase mehr als nur Konkurrenz in der Diskussion zum Besten-Passcatcher im Draft. Manche haben Pitts als zukünftigen Hall-of-Famer eingestuft. Genau für diesen Fall ist Miami wieder hochgetradet.
7. TRADE! Washington Football Team (via Detroit Lions): Justin Fields, QB, Ohio State
Einen großen Sprung nach vorne macht das Football Team aus Washington, D.C., um sich ihren Quarterback der Zukunft zu schnappen, müssen dafür einige Picks an Detroit abgeben. In einem anderen Jahr könnte Fields durchaus auf Position 1 gedraftet werden – so gut ist er. Wenn die Lions nicht so weit zurücktraden wollen, ist das hier die Position, auf der sich die Patriots Fields holen könnten.
8. Carolina Panthers: Penei Sewell, OT, Oregon
Weiter als hier fällt Sewell sicher nicht, er könnte auch als erster Nicht-Quarterback gedraftet werden. Nachdem die Panthers letztes Jahr nur Defensiv-Spieler gedraftet haben und in der Offseason Sam Darnold geholt haben, stärken sie nun die Offensive Line. Auch ein Wide Receiver ist eine Option.
9. Atlanta Falcons (via Denver): Patrick Surtain II, CB, Alabama
Atlanta hat auf der 4. Stelle alle Möglichkeiten der Welt: Sie können sich einen guten Quarterback als Nachfolger für Matt Ryan holen oder diesem mit einem der drei Top-Nicht-QBs das Leben erleichtern, oder aber sie traden zurück, sammeln Extra-Picks und holen sich den besten Cornerback im Draft – eine Position, auf der die Falcons Upgrades brauchen.
10. Dallas Cowboys: Jaycee Horn, CB, South Carolina
Die Secondary der Cowboys braucht dringender als jede andere Positionsgruppe bessere Spieler. Seit Bryon Jones weg ist, fehlt hier ein Playmaker. Jaycee Horn kann genau dieser für Dallas sein. Horn könnte genauso der erste gepickte Cornerback sein.
11. New York Giants: Rashawn Slater, OT, Northwestern
Obwohl die Giants letztes Jahr bereits einen Tackle in der ersten Runde geholt haben, stellt diese Positionsgruppe weiterhin die größte Baustelle da. Slater ist näher an Sewell als Top-Tackle dran, als viele meinen. Andere Option wäre auch hier ein Receiver, aber die Giants haben bereits WR Kenny Golladay in der Free Agency geholt.
12. TRADE! Detriot Lions (via Philadelphia, via Miami, via San Francisco): Jaylon Waddle, WR, Alabama
Nachdem Golladay und Marvin Jones die Lions in der Free Agency verlassen haben, brauchen diese dringend einen neuen Top-Receiver. Mit neuen Picks von Washington bewaffnet, springt Detroit wieder rauf und holt sich mit Waddle einen Receiver, der viele an Tyreek Hill erinnert.
13. Los Angeles Chargers: Alijah Vera-Tucker, OT, USC
Alle Jahre wieder haben die Chargers Probleme in der Offensive Line. Auch heuer haben sie bereits mit C Corey Linsley und OG Matt Feiler diese etwas aufgerüstet. Um ihrem neuen Star-Quarterback Justin Herbert zu helfen, holen sie sich noch einen der sichersten Picks im Draft. Vera-Tucker kann außen oder innen spielen. Ebenso wäre Devonta Smith eine Option, da Mike Williams nur noch ein Jahr Vertrag hat.
14. Minnesota Vikings: Kwity Paye, Edge, Michigan
Möglicherweise der beste Edge-Rusher in einer tiefen Positions-Klasse. Paye hat alle physischen Eigenschaften, die eine Defensive Coordinator haben will. Er passt perfekt zu den Vikings, die ihren nächsten großen Passrusher holen.
15. TRADE! Green Bay Packers (via New England): Devonta Smith, WR, Alabama
Jetzt wird’s wild. Smith kann von Draftposition 5 bis 15 überall landen – abhängig davon, wie die NFL-Scouts seinen Körperbau (Old-School) gegenüber seinem Route-Running („New School“) abwiegen. Smith könnte ein zukünftiger All-Pro-Superstar werden, diesen mit Rodgers zu paaren ist schlicht unfair.
Während die Patriots einer der Top-Kandidaten sind, in die Top-10 zu traden und sich einen Quarterback zu holen, gehen sie aus dieser Sicht leer aus. Dafür kam letzte Woche das Gerücht auf, Green Bay tradet ihren letztjährigen First-Rounder QB Jordan Love zu den Patriots (siehe Bild) und springen so von 29 auf 15 – für den Fall, das ein Spieler, der den Packers gefällt, auf der 15. Stelle noch da ist.
16. Arizona Cardinals: Caleb Farley, CB, Virginia Tech
Wenn Farley fit ist, gilt er als der beste Cornerback in diesem Jahr. Wenn! Er konnte an seinem Pro-Day nicht teilnehmen, weil er Rückenprobleme hatte, sogar operiert werden musste. Dennoch gehen die Cardinals das Risiko ein und könnten dafür für den „Steal of the Draft“ sorgen.
17. Las Vegas Raiders: Teven Jenkins, OT, Oklahoma State
Die Raiders bauen in dieser Offseason ihre Offensive Line gehörig um. Nun holen sie Jenkins, der öfters als der wildeste/härteste („nasty“) Tackle im Draft genannt wird – man darf sich nicht vom Bubi-Bild mit Brille täuschen lassen. Er passt perfekt zu den Raiders.
18. Miami Dolphins: Christian Darrisaw, OT, Virginia Tech
Nachdem sie ihrem Tua Tagovailoa ein Einhorn geschenkt haben und zudem WR Will Fuller in der Free Agency holten, sorgen sie nun dafür, dass der Quarterback auch die Zeit hat, zu seinen Skill-Spielern zu werfen.
19. Philadelphia Eagles (via Detroit, via Washington): Micah Parsons, LB, Penn State
Probleme abseits vom Platz lassen Parsons das Draft Board runterrutschen. Die Eagles hätten Parsons auch auf 12 holen können und wären sehr glücklich damit geworden. Allerdings draftet General Manager Howie Rosemann keinen Linebacker so hoch. So füllen die Eagles eine Lücke im Kader UND bekommen noch einen Extra-First-Round-Pick für 2022 – damit haben sie 3!
20. Chicago Bears: Rashod Bateman, WR, Minnesota
Nachdem sie Andy Dalton in der Free Agency geholt haben und Nick Foles noch immer im Kader ist, sehe ich die Bears nicht im QB-Markt – vor allem nicht von Stelle 20 aus. Wide Receiver ist dagegen akut notwendig, da keiner weiß, wie lange Allen Robinson noch in Windy-City sein wird.
21. TRADE! Cleveland Browns (via Indianapolis): Jeremiah Owusu-Koramoah, LB, Notre Dame
Es wird oft ein bisschen übersehen, aber Notre Dame war im College-Hablfinale heuer. Nicht wegen der Offensive, nein, wegen der Defensive; und dort spielte JOK eine mehr als tragende Rolle – er wird als besserer Isaiah Simmons gehandelt (der 8. Pick letztes Jahr). Deshalb traden die Browns hinauf und stopfen die letzte Lücke in einem Super-Bowl-Roster.
22. Tennessee Titans: Dyami Brown, WR, North Carolina
„Wide Receiver, no matter what“, sollte das Motto von den Titans sein, nachdem sie in der Free Agency WR Corey Davis und TE Jonnu Smith gingen ließen. Dyami Brown ist ein Underdog für die erste Runde, allerdings im Gegensatz zu den anderen potentiellen Receivern ist er mehrheitlich ein Outside-Receiver. In North Carolina brillierte er als Depth-Threat und ist damit das perfekte Komplement zu RB Derrick Henry und Yards-After-Catch-Monster A.J. Brown.
23. New York Jets (via Seattle): Greg Newsome II, CB, Northwestern
Mit dem Fall von Farley, stieg Newsome auf vielen Draft Boards in die erste Runde und in die Diskussion zum CB3 des Draftes. Nach Quarterback ist Cornerback wohl die Position auf der die Jets am meisten Hilfe brauchen.
24. Pittsburgh Steelers: Jaelen Phillips, Edge, Miami (FL)
Für ihn gilt ähnliches wie für Farley: Ist Phillips gesund, zählt er als bester Edge-Rusher im Draft. Allerdings gab er im College schon einmal aus Verletzungsgründen den Football auf – aber nur ein Jahr lang, dann kam er wieder. Die Steelers könnten hier durchaus auch Najee Harris holen, aber Phillips ist zu gut, um ihn hier nicht zu nehmen.
25. Jacksonville Jaguars: Trevon Moehrig, S, TCU
Der erste Saftey im Draft ist nun auch vom Board. Moehrig ist ein Ball-Hawk und bringt die Defensive der Jaguars mit Sicherheit von Tag 1 weg um ein ganzes Stück nach vorne. Ein Offensive Tackle oder Pass-Rusher ist hier auch im Spiel.
26. Indianapolis Colts (via Cleveland): Walker Little, OT, Stanford
Zwei Jahre lang hat Little keine College-Football mehr gespielt. Ein Jahr wegen einer Knie-Verletzung, dann wegen Corona. Dennoch hat Little das Potential der beste Tackle im Draft zu werden. Viele Teams trauen sich aber eventuell nicht, ihn so hoch zu wählen. Die Colts brauchen aber einen Left Tackle und haben den Vorteil, dass sie Little neben All-Pro OG Quenton Nelson stellen können.
27. Baltimore Ravens: Terrace Marshall Jr., WR, LSU
Marshall übernahm vergangene Saison die Rolle von Justin Jefferson in der LSU-Offensive und spielte sich damit womöglich in die Erste Draftrunde. Die Ravens sollten Hilfe für Lamar Jackson holen- das Passspiel war zu schwach ohne wirkliche Receiving-Optionen.
28. New Orleans Saints: Asante Samuel Jr., CB, Florida State
Saints wollen das vielleicht nicht hören, aber es beginnt eine neue Ära in New Orleans. Sean Payton beginnt damit die Secondary zu stärken, um die Receiver in Tampa, Atlanta und Carolina etwas mehr im Zaum zu halten. Offensichtlich ist auch Receiver eine Option, da werden die Saints spätestens in Runde 2 jemanden holen.
29. New England Patriots (via Green Bay): Kadarious Toney, WR, Florida
Ohne zu picken haben sich die Patriots ihren Nachfolger für Cam Newton gesichert: Jordan Love. Und hier kommt‘s doppelt gut für New England, wenn Toney bis zu Pick 29 fällt. Kein College-Receiver hat mehr Broken-Tackles registriert als Toney – er ist ein Home-Run-Threat, wenn immer er den Ball in der Hand hat. Alternative könnte hier ein Cornerback sein, wenn Toney nicht mehr da ist.
30. Buffalo Bills: Travis Etienne, RB, Clemson
GM Brandon Beane scheint sehr angetan von der Explosivität Etiennes. Und so richtig haben Singletary und Moss noch nicht überzeugt. Die Bills haben den Luxus, noch einen Running Back zu holen.
Mehr als nur eine Alternative hier ist DT Christian Barmore. Tatsächlich hatte ich zuerst Barmore auf dieser Stelle, denn da würden sich zwei Draft-Methoden treffen: Best-Player-Available und Draft-for-Need.
31. Baltimore Ravens (via Kansas City): Dillon Radunz, OT, North Dakota State
Mit dem Pick der Kansas City Chiefs aus dem Orlando-Brown-Trade investieren die Ravens direkt in ihren neuen Right Tackle. Radunz kann auch erst spät Runde 2 gewählt, könnte jedoch ebenso sogar höher gepickt werden als hier.
32. Tampa Bay Buccaneers: Jamin Davis, LB, Kentucky
Grundsätzlich hat Tampa wohl einen der komplettesten Kader der gesamten NFL. Während die Seeräuber über das beste Starting-LB-Duo verfügen, siehts dahinter aber eher mau aus. Jamin Davis kann daher als dritter Linebacker reinkommen und von Lavonte David und Devin White lernen, bis er den Starting-Spot von David übernimmt, wenn dieser seine Schuhe an den Nagel hängt.
Marco Tilli