Am Ende flossen die Tränen. Und das nicht (nur) bei den Verlierern, sondern auch bei den Siegern. Denn die Partie der Seattle Seahawks gegen die Green Bay Packers im ersten Conference-Finale der NFL verlangte beiden Mannschaften einiges ab.

Etwa den Hausherren aus Seattle, den Titelverteidigern, die vor allem im eigenen Stadion als Macht gelten. Die sich lange Zeit nicht aus der Ruhe bringen lassen durften. Denn bis ins vierte Viertel schien es, dass Green Bay das richtige Rezept gegen Quarterback Russell Wilson und Co. gefunden hätte. Im ersten Viertel gelang dem amtierenden Super-Bowl-Champion kein einziges First Down, die Packers zogen bis zur Halbzeit 16:0 davon. Ein Rückstand, der bislang noch nie in einem Conference Final aufgeholt werden konnte. Bislang.

Griff in die Trickkiste

Doch die Seahawks griffen für die ersten Punkte in die Trickkiste. Bei einem vorgetäuschten Field-Goal-Versuch warf Holder John Ryan den Ball 19 Yard weit zu dem weitgehend unbewachten Garry Gilliam. Touchdown. Der Wendepunkt der Partie. Alles, was zuvor bei Seattle nicht geklappt hatte, funktionierte nun, am Ende des vierten Viertels stand es 22:22.

In der Overtime startete dann Seattle den Angriff, der prompt in sechs Spielzügen auch mit einem Touchdown endete. Da kamen Quarterback Russell Wilson sogar am Ende ein paar Tränen.

Und die Packers konnten es gar nicht fassen, wie sie das bereits vermeintlich gewonnene Spiel noch aus der Hand gegeben hatten. "Das ist eine verpasste Gelegenheit, an die ich wahrscheinlich für den Rest meiner Karriere denke", sagt Green-Bay-Quarterback Aaron Rodgers. "Wir waren das bessere Team und haben gut genug gespielt, um zu gewinnen. Wir können niemanden außer uns selbst beschuldigen."

Damit ist Seattle übrigens das erste Team seit zehn Jahren, das als Titelverteidiger erneut in den Super Bowl einzieht.

Brady überholt Manning

Der letzten Mannschaft, der dies gelang, waren die New England Patriots. Genau das Team, das im Endspiel der NFL auf Seattle wartet. Und das vor zehn Jahren auch als letzte Mannschaft die Titelverteidigung geschafft hat. Mit Headoach Bill Behlichick und Quarterback Tom Brady - ein Duo, das heute scheinbar besser denn je zusammenpasst.

Wie auch im Conference Final gegen Indianapolis eindrucksvoll bewiesen wurde. Brady, mittlerweile bereits 37 Jahre alt, und Co. zeigten zu Beginn der Partie groß auf und gingen im ersten Viertel bereits 14:0 in Führung. Die Colts fanden kein Mittel gegen die groß aufspielenden Hausherren, die am Ende einen nie wirklich gefährdeten 45:7-Sieg feiern durften. Damit stehen Brady und Coach Bill Belichick bereits zum sechsten Mal im Super Bowl, drei Mal konnten die beiden ihn mit den Patriots auch gewinnen (zuletzt in der Saison 2004). "Ich weiß, wir hatten Auf und Abs dieses Jahr, aber in diesem Moment sind wir oben. Und wir werden versuchen, für ein weiteres Spiel dort zu bleiben", sagt Brady, der mit 7017 Passing Yards in der Post-Season Denver-Quarterback und Rekordmann Peyton Manning (6800) überholt hat.

Die Super Bowl findet am 1. Februar in Glendale (Arizona) statt.

SANDRA MATHELITSCH