Der Chef macht es persönlich. Im roten Trainingsanzug zeigt Football-Teamchef Jakob Dieplinger seinen Spielern in Schielleiten die Laufwege und lässt sich den Ball zuwerfen. Der Tiroler war einer der besten Wide Receiver Österreichs, hat als Trainer die U21 zum Europameistertitel geführt und jetzt auch das A-Team übernommen.

Verkehrte Welt. In Ihrem Team sind viele Spieler älter als der Trainer. Wie wird man mit 29 Jahren Headcoach?
JAKOB DIEPLINGER: Es ist nicht das Gewöhnlichste, aber es kommt vor. In Amerika gibt es viele junge Trainer in tragenden Rollen. Ich habe mit 16 als Coach begonnen, und bei den Raiders die Neunjährigen trainiert. Coaching hat mich schon immer sehr interessiert.

Dabei könnten Sie bei der EM 2014 in Österreich noch selbst als Wide Receiver einlaufen.
DIEPLINGER: Nein, das geht definitiv nicht mehr. Aber ich habe 2011 nach der WM topfit aufgehört und nicht weil es nicht mehr gegangen wäre.

Auf Vereinsebene ist Österreich in Europa ganz vorne dabei. Da kann das Ziel für 2014 doch nur der Europameistertitel sein, oder?
DIEPLINGER: Unser Ziel ist ganz klar das Traumfinale gegen Deutschland, das in der anderen Gruppe spielt. Ein Endspiel gegen sie im Happel-Stadion wäre eine Bombensache, wo wir uns 20.000 oder mehr Zuseher erwarten.

Warum ist Football in Österreich denn so stark im Kommen?
DIEPLINGER: Weil es schon vor ein bis zwei Jahrzehnten schlaue Funktionäre erkannt haben, dass man in den Nachwuchs investieren muss. Die das aus Liebe zum Sport getan haben und nicht, weil es um das große Geld gegangen ist. Das macht sich jetzt bezahlt. Wir sind zum zweiten Mal in Serie U21-Europameister geworden und in der Liga kommen 80 bis 90 Prozent der Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Das gibt es in keiner anderen Sportart, die auf höchstem Niveau spielt. Davon könnten sich einige andere Sportarten etwas abschauen.

Was hat sich qualitativ im Vergleich zu 2011 getan?
DIEPLINGER: Viel. Früher war es klar, welche 30, 40 Spieler in den Kader kommen. Heute tun wir uns schon schwer, 80 Leute für den erweiterten Kader auszuwählen.

Und international gesehen? Wie weit entfernt sind unsere Spieler von den Amerikanern?
DIEPLINGER: Unser Nachwuchs ist taktisch und technisch sehr gut ausgebildet. Da sind wir nicht weit hinten. Die Amerikaner sind nur athletisch viel besser. Dort sind wir allerdings sehr weit hinten.

Ist es utopisch, dass in den nächsten Jahren ein Österreicher in die NFL kommt?
DIEPLINGER: Nein. Wir haben ein paar Spieler auf guten Colleges. Aleksandar Milanovic spielt im Sacramento State College in der Offensive Line. Da stehen die Chancen nicht schlecht.

Weil?
DIEPLINGER: Weil er die perfekten Maße hat. Die Amis vermessen Arme, Beine, Hände, alles. Wenn das passt, ist das Credo: Den Rest bringen wir dir schon bei. Auf den Skill-Positions also Quarterback, Wide Receiver etc., sind wir athletisch viel zu unterlegen, um eine Chance zu haben.