Caroline Pilhatsch hat in Hangzhou für einen vor den Kurzbahn-Weltmeisterschaften kaum für möglich gehaltenen OSV-Medaillengewinn gesorgt. Die 19-jährige Steirerin holte am Samstag in China über 50 m Rücken Silber, in 25,99 Sekunden drückte sie ihre Bestzeit über diese Sprintdistanz zum vierten Mal innerhalb von zwei Tagen und sogar unter die 26-Sekunden-Marke.
Sogar von Österreichs Verband (OSV) hatte es in seiner WM-Vorschau geheißen, dass diese Titelkämpfe für einen Medaillengewinn zu früh kommen würden. Dann aber schwamm Pilhatsch in eine neue Dimension. Ihr OSV-Rekord war bis Freitag seit fast einem Jahr bei 26,72 Sekunden gestanden. Ihre 26,66 am Donnerstag wurden nicht als Rekord anerkannt, da sie diese Zeit in der Mixed-Staffel geschwommen war. Dann jedoch kam sie im Vorlauf auf 26,51 Sekunden, im Semifinale auf 26,21 und letztlich im Finale auf 25,99.
"Sehr cool. Keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll", lautete die erste Reaktion von Pilhatsch. "Das freut mich extrem, was ich hier geschafft habe. WM-Silber, das ist pure Freude." Mit der zweiten Semifinalzeit hatte sie sich für den Endlauf sozusagen Bahn 5 erarbeitet und somit Olivia Smoliga neben sich. An der in 25,88 Sekunden siegreichen US-Amerikanerin krallte sich die Grazerin fest und hielt so Holly Barratt und Co. auf Distanz. Die Australierin sicherte sich in 26,04 Bronze.
In der Nähe von Europa- und Weltrekord
"Als ich die Brille nach dem Rennen abgenommen und die Ergebnistafel gesehen habe, konnte ich es zuerst gar nicht glauben", verriet Pilhatsch, nun nur noch 29/100 über dem Europa-, 32/100 über dem Weltrekord. Sie hatte davor nicht mit einer Medaille spekuliert, wollte aber hohes Risiko gehen. Bei den Sprints kommt es stark auf Start, Wende und Anschlag an. "Im Wasser habe ich eigentlich gar nix mitbekommen. Ich bin einfach nur geschwommen und habe gehofft, dass es irgendwie reicht."
Rund eine halbe Stunde danach stand die Junioren-Europameisterin 2015 bereits auf dem Stockerl. Erstmals seit acht Jahren war der OSV damit bei einer WM-Siegerehrung vertreten. Zuletzt war das 2010 ebenso auf Kurzbahn-Ebene durch Markus Rogan in Doha für Silber über 200 m Lagen und Bronze über 200 m Rücken der Fall gewesen. Die 16. OSV-WM-Medaille bzw. die zehnte auf der Kurzbahn ist erst die insgesamt fünfte für eine Dame.
Pilhatsch in einem elitären Kreis
Die einzigen davor auf der Kurzbahn hatte es 2002 durch Mirna Jukic mit Bronze über 200 m Brust in Moskau und in Shanghai 2006 durch Silber von Fabienne Nadarajah über 50 m Delfin gegeben. Jukic schlug über ihre Paradestrecke 2005 in Montreal und 2009 in Rom jeweils mit Bronze auch auf der Langbahn zu. Pilhatsch gehört nun also einem elitären Kreis an, denn auch von den OSV-Herren haben bisher nur Maxim Podoprigora, Markus Rogan und Dinko Jukic angeschrieben.
"Dass es jetzt WM-Silber ist, ist Wahnsinn", fasste Pilhatsch ihre Gefühle in Worte. Es ist die erste WM-Medaille im Schwimmen für die Steiermark und auch der bisher größte Erfolg für das seit 2012 von Coach Dirk Lange geführte Leistungszentrum Steiermark. "Das ist ein erster großer Schritt nach vorne, und es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass es in Graz weiter geht", meinte die Vize-Weltmeisterin. "Es ist so schön, ein Mega-Gefühl. Ich hoffe, dass da noch was auf mich wartet und einiges dazu kommt."
Tokio als großes Ziel
Ein großes Ziel für die AT-Graz-Athletin sind natürlich die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Der Rückensprint ist allerdings nicht olympisch, weshalb sie sich schon seit längerem auch auf 100 m Rücken konzentriert. Noch fehlt einiges, wie WM-Rang 24 vom Dienstag zeigt. Außerdem wird bei Olympia natürlich auf der Langbahn geschwommen. Wie man zu Olympia kommt, kann sie Papa Alexander Pilhatsch fragen. Der belegte 1988 bei den Spielen in Seoul über 50 m Kraul Rang 38.
Zum Abschluss der Samstag-Finalsession kam noch Österreichs Damen-Staffel über 4 x 200 Kraul auf Finalrang acht. In 7:55,93 Minuten waren Marlene Kahler, Lena Kreundl, Cornelia Pammer und Claudia Hufnagl um 85/100 Sekunden langsamer als bei ihrem OSV-Nationalteam-Rekord am Vormittag im Vorlauf. Auf Platz sieben von Deutschland fehlten dem OSV-Quartett 9,57 Sekunden. Der Finaleinzug ist aber als Erfolg zu werten. Die Medaillen gingen an China (7:34,08), die USA (7:35,30) und Australien (7:36,40).