Interview mit Snowboard-Crosser Alessandro "Izzi" Hämmerle, der am Donnerstag bei den Olympischen Spielen in Zhangjiakou die Goldmedaille gewonnen hat. Er spricht über seinen Olympiasieg mit "Team-Effort", den "gewaltigen Druck" vor dem Rennen und überlegt, ob er sein Startrecht im Mixed-Bewerb an den Olympia-Vierten Julian Lüftner abtreten soll.

Gratulation. Jetzt können Sie es ja zugeben. Wie sehr war der Druck spürbar?
Hämmerle: "Er war gigantisch. Ich habe aber nichts an mich herangelassen, habe mich nicht zu sehr unter Druck setzen lassen. Ich habe davor immer gesagt, ich bin zufrieden, wenn ich 'all in' gehe, wenn ich mir selber nichts vorwerfen kann. Denn bei uns im Sport kann wirklich alles passieren."

Und Sie sind 'all in' gegangen.
"Ja fix! Wenn ich nicht all in gehe, bin ich nicht zufrieden. Ich habe es im ersten Lauf schon gemerkt, der Mick Dierdorff ist mir extrem nahe gekommen. Wir haben dann noch ein bisserl was geändert, die Jungs hatten eine gscheite Waffe parat. Danach ist es 'einfacher' gegangen, ich konnte es leichter verteidigen. Wir hatten wirklich super, super Material. Das haben wir schon in der Quali mit den Plätzen zwei, drei, vier gezeigt. Es ist ein großer Team-Effort drin und ich bin froh, dass ich alle habe belohnen können mit der Medaille."

Welche Umstellungen haben Sie vorgenommen?
"Ich hatte zwei Bretter mit, ich glaube auf dem anderen war ein anderer Schliff drauf. Ich weiß es gar nicht so genau, es hat auf jeden Fall Wunder gewirkt."

Nehmen Sie uns mit in Ihre Gefühlswelt. Waren es im Ziel bange Momente?
"Es war brutal. Ich sehe die zwei Hundertstel, fühle mich als Olympiasieger und plötzlich heißt es Fotofinish. Das war mir nimmer wurscht. Da schau ich auf den Bildschirm und sehe, das ist knapper als mir recht ist. Ich habe mich schon einmal zu früh feiern lassen (Russland/Teamevent), und bei Olympia willst du das auf keinen Fall erneut erleben."

Sie haben die erste Olympia-Medaille für Österreich im Snowboardcross geholt, sie glänzt gleich in Gold. Welche Bedeutung hat das für die ganze Sparte?
"Eine Riesenbedeutung. Wir haben die letzten Jahre so gut gearbeitet, die Medaille hätte jeder von uns machen können. Wir haben alle coole Nerven, die Brettln laufen immer super, die Linien von den Coaches passen, jeder reißt sich den Arsch auf, dass wir hier diese Chance haben. Es ist eine große Belohnung und ich bin froh, dass ich das mit dem Team teilen kann."

Sie haben rund ums Semifinale erfahren, dass Sie heute nicht der einzige Vorarlberger Olympiasieger sind (Skirennläufer Johannes Strolz gewann die Kombination). Stimmt es, dass Sie gemeinsam in Stams in der Schule die Schulbank gedrückt haben?
"Ja genau, der Hannes und ich zocken auch jetzt oft zusammen. Es freut mich enorm für ihn, sausaugeil. Ich kann es kaum erwarten, bis ich ihn in den Arm nehmen kann."

Der dritte im Bunde wäre beinahe Julian Lüftner geworden, der Vierte wurde.
"Den Juli dürfen wir nicht vergessen. Ich muss ihm wirklich gratulieren, ins Große Finale bei deinen ersten Olympischen Spielen musst du erst einmal kommen. Ich habe den Lauf noch nicht gesehen, aber ich bin mir sicher, wenn er mit dem linken Fuß vorne wäre (Regular), hätte er eine größere Chance gehabt. Es war schon auffällig, dass die Strecke Goofys (rechter Fuß vorne) nicht so bevorzugt wie Regulars."

Wo und wie wird gefeiert?
"Das ist die Frage der Fragen. Wir werden intern sicher Gas geben."

Aber Sie werden am Samstag für den Mixed-Bewerb wieder fit sein?
"Das ist das Ziel. Der Pia (Zerkhold) will ich den vollen Support geben. Ich überlege, ob ich vielleicht dem Juli die Chance auf die Medaille noch einmal geben soll. Ich weiß noch nicht, wie das der Pia gegenüber wäre. An seiner Stelle wäre ich wahrscheinlich extrem froh, wenn ich noch einmal die Chance bekäme. Ich muss es mit dem Team absprechen, aber irgendwo hätte er es sich genauso verdient."

Sie soll die Entscheidung treffen?
"Ja, ich denke die Pia soll entscheiden."

Das spricht für das starke Teamgefüge unter Österreichs Boardern.
"Wissen Sie, ich habe jetzt eine Goldene. Was soll ich denn noch gewinnen? ... Ja okay, zwei Goldene. Eine mit der Pia wäre noch einmal schöner. Wissen Sie was, wir werden das intern noch besprechen.

Marc Eder/APA