Zum zweiten und letzten Mal stellte sich Thomas Geierspichler (45) bei diesen Spielen in einem Finale an die Startlinie. Nach dem sechsten Platz über die 400 Meter wurde im Olympic Stadium die Entscheidung über 1500 Meter serviert. Wie über die 400 Meter sicherte er sich auch da im polnischen Bydgoszcz heuer den Europameistertitel. Zudem waren von den Finalgegnern in dieser Saison nur die beiden Japaner Tomoki Sato und Hirokazu Ueyonabaru sowie der Mexikaner Leonardo de Jesus Perez Juarez schneller als er. Geierspichler durfte sich Chancen auf seine zehnte Medaille bei Paralympischen Spielen ausrechnen.

Um 20.47 Uhr Ortszeit – 13.47 Uhr in seiner Heimat Anif - fiel der Startschuss. Der Österreicher reihte sich als Fünfter ein, taktierte und war nach einer Runde am Ende des Feldes. "Ich wusste, dass ich dieses Tempo sonst nicht durchdrücke." Vorne gingen Sato und US-Mann Raymond Martin ab. Mit der Glocke der letzten Runde fuhr der Salzburger auf den vierten Rang vor, doch der Abstand war schon viel zu groß – am Ende wurde es Blech. Die Saisonbestzeit von 3:54,77 Minuten hat nicht gereicht. Sato siegte erwartungsgemäß, aber knapp vor Martin, Dritter wurde Ueyonabaru. "Meine Aufholjagd war einfach nur geil und ich bin happy. Wenn einer glaubt, dieser vierte Platz ist bitter, täuscht er sich."

Blech war das Maximum für ihn, sein Behinderungsgrad hätte nicht mehr zugelassen. "Das motiviert mich für neue Ziele." Das große heißt Paris 2024. "Ich wurde heuer gefragt, ob ich den Fahnenträger mache und ich habe abgelehnt." Als Grund für diese Absage nannte er den kürzlich verstorbenen Onkel und den Respekt, den er gegenüber den Japanern hat, die nicht mit diesen Spielen einverstanden sind. "Natürlich wäre es eine Ehre, aber ich wollte demütig sein und meine Arbeit machen." Aber er würde gerne einmal die Fahne tragen: "In Paris bin ich bereit dafür."

Bis 2024 will Geierspichler "auf jeden Fall weitermachen". In welchen Disziplinen er in der Stadt der Liebe antreten will, wird sich aber noch entscheiden. Der Salzburger erwartet Änderungen in den Klassen. "Es wird über das Klassifizierungssystem schon diskutiert, weil einfach alle sehen, dass es so nicht mehr fair ist. Ich sehe nur Paris."