Die österreichischen Bahnradfahrer Andreas Müller und Andreas Graf sind am Samstag bei den Olympischen Sommerspielen in Japan im Madison unter 16 gestarteten Zweier-Teams nicht in die Wertung gekommen. Die beiden ÖOC-Aktiven kamen bei keiner der 20 Sprintwertungen in die Top vier und punkteten daher nicht, es gelang auch nicht wie erhofft ein mit 20 Zählern belohnter Rundengewinn. Der Titel ging an die dänischen Vorjahres-Weltmeister Lasse Norman Hansen/Michael Mörkov.

Der 41-jährige Müller in seinem letzten Karriere-Rennen und Graf an seinem 36. Geburtstag hielten sich in der ersten Hälfte der 200 Runden zu je 250 m meist im hinteren Teil der Spitzengruppe auf, aber ohne Chance auf einen Punktegewinn. Als das Tempo auf den zweiten 25 km noch weiter forciert wurde, kamen die beiden ins Hintertreffen und kassierten 60 Runden vor Schluss eine Strafrunde bzw. 20 Minuspunkte. Letztlich wurden sie vorzeitig als "DNF" bzw. "nicht ins Ziel gekommen" gewertet.

Nach dem ersten Rundenverlust entschied das Renngericht, dass das Duo wegen der Gefahr eines weiteren Rundenverlusts aus der Wertung zu nehmen ist. "Das ist im Reglement so verankert, aber es wurde sehr streng und genau ausgelegt", sagte ÖRV-Sportdirektor Christoph Peprnicek gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. "Wir müssen nach sehr starken Diskussionen mit dem Kampfgericht diese Entscheidung akzeptieren. Ganz nachvollziehen können wir sie nicht."

Müller erachtete es als "Quatsch", ein Team deswegen kurz vor Schluss noch aus der Wertung zu nehmen. "Aber im Endeffekt ist es nur ein Schönheitsfehler, denn wir sind für ein besseres Resultat hergekommen", meinte der gebürtige Deutsche. Das Rennen sei einfach zu schnell für ihn und Graf gewesen, daher habe auch keine Chance auf einen Rundengewinn bestanden. "Wenn man die Beine nicht hat, braucht man nicht lange überlegen, woran es gelegen hat. Und der Sprint war nicht unser Ziel."

Graf war niedergeschlagen. "Fakt ist, dass wir einfach ein superschlechtes Rennen gefahren sind, und für mich persönlich ist es die größte Enttäuschung meiner sportlichen Karriere", sagte der Niederösterreicher im ORF. Ob ich in der Wertung bin oder nicht, ist mir egal, ich bin nur furchtbar enttäuscht. Ich bin mit anderen Erwartungen gekommen und habe zwei harte Jahre investiert und mit gutem Ergebnis gerechnet. Wir haben einfach von Beginn an zu viele Fehler gemacht."

Für Peprnicek war es ein "wahnsinnig schnelles Rennen. Der Kilometerschnitt war bei knapp 60 km/h, bei der letzten WM war es etwas über 58 km/h. Es war ein sehr hektischen Rennen mit vielen Stürzen, das ist nicht ganz so üblich im Madison." Die Stürze würden zeigen, dass auch andere am Limit gewesen seien, betonte Müller. "Für mich war Olympia dennoch ein schöner Karriere-Abschluss. Nur es sollte keine Abschlussreise sein, sondern wir wollten gut fahren und unser Top-Acht-Ziel erreichen."

Die Stürze betrafen u.a. die US-Amerikaner und Deutschen, nur elf Teams kamen in die Wertung. Die Dänen setzten sich mit 43 Punkten durch. Im letzten, doppelt gewerteten Sprint verteidigten sie ihre Spitzenposition mit Erfolg. Mörkov war bei der Tour de France Anfahrer für den vierfachen Etappensieger Mark Cavendish, bei den Sommerspielen schlug er nun selbst zu. Hansen war 2012-Olympiasieger im Omnium. Das Madison war 2000 bis 2012 olympisch, nun gab es ein Comeback.

Silber im Izu Velodrome gut zwei Autostunden von Tokio entfernt ging mit 40 Zählern an die Briten Ethan Hayter/Matthew Walls, Bronze punktgleich an die Franzosen Benjamin Thomas/Donavan Grondin.

Für Graf und Müller geht es am Sonntag nach Tokio in das Olympische Dorf, bei der Schlussfeier am Abend (Ortszeit) wird Müller als Österreichs Fahnenträger einmarschieren. "Das ist ein kleiner Bonus, aber ich würde es gegen eine Platzierung tauschen", machte der in Berlin wohnhafte Athlet klar, dass er primär wegen des Sportlichen gekommen war. Ab sofort werde er eine wohlverdiente Pause einlegen und erst dann entscheiden, ob er seine Funktion als Bahn-Nationalcoach eventuell weiterführt.