Der Tiroler Michael Matt hat bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang die Bronzemedaille im alpinen Herren-Ski-Slalom geholt. Der 24-Jährige stürmte von Halbzeitrang zwölf auf das Podest, der zweitplatzierte Schweizer Ramon Zenhäusern von neun zu Silber. Gold ging an den Schweden Andre Myhrer. Der Halbzeit-Führende Henrik Kristoffersen schied ebenso aus wie Marcel Hirscher.
Der Salzburger war in Yongpyong mit den aggressiven Schneebedingungen nicht zurecht gekommen, hatte trotz intensiver Tests nicht das passende Material gefunden. Auch sein Fahrstil passe nicht zu diesem Schnee. Da half es auch nichts, dass sein Trainer Michael Pircher den ersten Lauf gesetzt hatte. "Trotz des Risikos habe ich nur eine Schweins-Zwischenzeit zusammengebracht und bin hinten und vorne nicht mehr zusammengekommen", resümierte Hirscher nach seinem schnellen Out.
Für Lauf eins hatte der jüngste der Matt-Brüder nicht die richtige Abstimmung gefunden, im zweiten lief es ihm mit Bestzeit im zweiten Durchgang entschieden besser. Dennoch hatte er nicht mehr an die Medaille geglaubt, ehe einer nach dem anderen hinter ihm zurückfiel. "Ich bin mit dem Rücken zum Hang gestanden und habe nicht hingeschaut. Das hat Glück gebracht." Als nur noch Kristoffersen am Start stand und Matt Dritter war, schien "Blech" fix. Doch der 23-jährige Norsker vergab seine Chance.
Die hatte sich durch das frühe Hirscher-Out ergeben. Für den 28-Jährigen geht es nächste Woche in Kranjska Gora um seinen siebenten Gesamtweltcupsieg in Folge wie auch den Gewinn seiner jeweils fünften Riesentorlauf- und Slalom-Kugel. Mit dem Abschneiden bei seinen dritten Winterspielen durfte Österreichs vierfacher und auch aktueller "Sportler des Jahres" nach Gold in Kombination und Riesentorlauf trotz Slalom-Out zufrieden sein. "Ich war schon einmal mehr angefressen", meinte Hirscher.
Erstes schwedisches Slalom-Gold seit Stenmark
Myhrer feierte seinen größten Erfolg vor den Augen des schwedischen Königs Carl Gustaf und doppelte für "Sverige" nach Slalom-Gold für Frida Hansdotter nach. Schon in Vancouver 2010 hatte er Slalom-Bronze geholt, in Sotschi 2014 war er nach Halbzeitrang zwei ausgeschieden. Als Zweiter ging er auch diesmal in die Entscheidung, profitierte aber vom Missgeschick Kristoffersens. Der war vorerst noch einmal zum verpassten Tor zurückgestiegen, gab dann aber auf.
"Wenn man gewinnen will, muss man Vollgas fahren", trug Kristoffersen das Auscheiden mit Fassung. "Ich war zehn oder acht Slaloms in dieser Saison auf dem Podest. Dass man einmal ausscheidet, ist ganz normal." Überglücklich war natürlich Myhrer. Er übertrumpfte mit 35 Jahren und 42 Tagen Matt um rund drei Monate. "Unglaublich, ich kann es nicht fassen." Er habe nur versucht, Gas zu geben und war sich bewusst, Schwedens erster Slalom-Olympiasieger seit Ingemar Stenmark 1980 zu sein. "Das ist so cool."
Der Skandinavier hatte im Endeffekt 34/100 Vorsprung auf Zenhäusern. Der hatte ähnlich wie Michael Matt trotz gutem zweiten Lauf nicht mehr wirklich mit einem Podestplatz gerechnet. "Es ist unglaublich, es ist wie ein Traum. Ich habe es noch gar nicht realisiert", erläuterte der 25-jährige 2,00-m-Mann. "Als es eng geworden ist, musste ich die Wand anschauen. Ich hielt es nicht mehr aus. Der zweite Lauf ist mir mehr entgegengekommen, er hat mehr gedreht als der erste."
Schwarz Elfter, Feller auf Platz 15
Marco Schwarz war als Halbzeit-Achter mit den besten Karten in die Entscheidung gegangen, fand da aber nicht die richtige Linie und wurde Elfter (+1,20 Sekunden). Manuel Feller war nach seinem Sturz im Riesentorlauf und daraus resultierendem Schleudertrauma an der Halswirbelsäule sowie einer Schulterprellung einigermaßen fit geworden, es reichte aber nur zu Platz 15 (+1,39). "Die Enttäuschung ist viel größer als im Riesentorlauf. Im Riesentorlauf war wenigstens der Speed da", sagte der Tiroler.
Das ÖOC-Team hielt nach diesem Medaillengewinn bei je fünf Gold- und Bronzemedaillen sowie zweimal Bronze. Die Alpinskifahrer trugen dazu dreimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze bei. Die letzte Alpinkonkurrenz ist der Mixed-Teambewerb am Samstag. Feller, Matt und Schwarz werden da wieder am Start stehen, Hirscher wohl schon in der Heimat sein. Vonseiten der ÖSV-Damen wurden Katharina Gallhuber, Katharina Liensberger und Stephanie Brunner nominiert.