Millionen Zuschauer vor den TV-Schirmen haben wohl mit einem „Uiii, uiii, uiii!“ reagiert. MotoGP-Pilot Maverick Vinales war zu Beginn der 17. Runde unmittelbar vor Kurve 1 („Niki Lauda-Kurve“) freiwillig von seiner Yamaha abstiegen – bei Tempo 210! Seine Maschine fuhr schnurstracks geradeaus weiter und schlug mit rund 160 km/h in den Airfence (so etwas wie ein Riesenairbag nach der Auslaufzone) ein.

Daraufhin begann die Yamaha des 25-jährigen Spaniers auch noch zu brennen. Vinales rutschte zunächst endlos lang über den Asphalt und stand kurz darauf bereits unverletzt neben seinem „Arbeitsgerät“. Bremsversagen war der Auslöser dieser spektakulären Aktion ...

Zwei Motorrad-Legenden: Andi Meklau und Gustl Auinger
Zwei Motorrad-Legenden: Andi Meklau und Gustl Auinger © (c) GEPA pictures/ Guenter Floeck

„Hut ab vor Maverick Vinales. Er hatte keine andere Wahl und auch keine Zeit zum Überlegen. Abspringen – das war seine einzige Überlebenschance. Wenn du mit diesem Tempo wo einschlägst, bist du sicher tot“, ist Österreichs-Ex-Chamipon Gustl Auinger überzeugt. Der fünffache Laufsieger in der 125-ccm-WM weiß, wovon er spricht.

„Ich hatte eine ähnliche Situation 1989 in Spa erlebt, da kam es bei meiner 250er-Maschine zu einem Bremsversagen. Das Ganze bei Tempo 252. Mein Top-Speed wurde damals an dieser Stelle gemessen. Ich habe sofort gewusst: Runter vom Motorrad, sonst ist es mit dir vorbei!“, erzählt die Motorrad-Legende. Der Unterschied zum Vinales-Abgang: „Ich habe meine Maschine bewusst zu Sturz gebracht. Ich kam aber völlig unverletzt davon! Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich auf ein Eisentor zugerast – und wäre wohl als Pommes dahinter wieder herausgekommen.“

Maverick Vinales kam unverletzt davon
Maverick Vinales kam unverletzt davon © MotoGP.com

Was war Schuld am Bremsversagen? „Beide Bremsschläuche waren nach einem Wheelie gerissen“, erzählt Auinger, der zum Vinales-Abflug noch eines sagen möchte: „Mir ist fast das Herz stehen geblieben. Und zum Glück ist ein Bremsversagen heutzutage, sehr, sehr selten.“ Auch Andi Meklau, Rennleiter auf dem Red-Bull-Ring, atmete erleichtert auf: „Vinales hat alles richtig gemacht!“, erinnert sich der Knittelfelder an sein erstes Motorradrennen 1989. „Ich hatte hier im damaligen Hella-S Bremsversagen und bin mit dem Motorrad fürchterlich eingeschlagen. Mein erstes Rennen endete also im Spital ...“