Die Rückkehr der Formel 1 nach Zandvoort nach 36 Jahren Pause kommt für Max Verstappen gerade recht. 1985 fand auf dem Dünenkurs an der Nordsee der letzte GP der Niederlande statt, Niki Lauda holte sich damals den 25. und letzten Sieg seiner Formel-1-Karriere. Jetzt möchte sich Verstappen bei seinem Heimspiel wieder die Tabellenführung von Lewis Hamilton zurückholen, die er nach zwei für ihn sehr unglücklich verlaufenen Rennen vor der Sommerpause überraschend verloren hatte.
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Den ersten Schritt dazu machte er schon vor einer Woche in Spa – für ihn auch fast ein Heimrennen, denn Verstappen ist eigentlich gebürtiger Belgier. Dort reichte ihm ein starker Qualifikations-Samstag, um am Sonntag in dem umstrittenen „Rennen“, den zwei Runden hinter dem Safety-Car im strömenden Regen, zumindest halbe Punkte für einen „Sieg“ zu bekommen. Mit einem weiteren in Zandvoort würde er auf jeden Fall Hamilton in der Punktewertung wieder überholen.
Der Unterstützung durch die Fans kann er sich sicher sein. 70.000 pro Tag sind zugelassen – eine Woge in Orange wird den Lokalhelden begrüßen. "Es wird sicher speziell, ein Rennen vor meinen Fans in den Niederlanden zu fahren. Es wäre unglaublich, nach Österreich für Red Bull und Belgien für mich auf einer weiteren Heimstrecke zu gewinnen – besonders vor der orangen Armee auf den Tribünen", sagt der Lokalmatador.
Verstappen kennt den Circuit Zandvoort aus Formel-3-Zeiten und aus ein paar Showruns mit Red Bull. „Seit meiner Formel-3-Zeit ist die Strecke allerdings verändert worden, einige Kurven sehen anders aus“ - vor allem gibt es ja zwei neue Steilkurven. „Aber Zandvoort hat schon damals mit dem Formel-3-Auto einige schnelle Kurven und viel Fahrspaß geboten. Mit dem GP-Renner werden wir viel mehr Grip haben, das wird aufregend! Ich war auch für einige Schauläufe mit älteren Red Bull Racing-Modellen auf der Bahn. Und ich war dabei im März 2020 nach dem Umbau auf der Strecke, das wird während der ersten Runden von Hilfe sein.“
Natürlich freut er sich „ wahnsinnig aufs Heimrennen – endlich kann ich vor eigenem Publikum fahren. Ich hoffe, wir können den Fans eine gute Show bieten. Was die Strecke angeht, so wird das Überholen schwierig“ - es komme also wieder stark auf's Qualifying an. „Ich glaube, wenn du die eine schnelle Runde auf den Punkt bringst, dann wird das ein sehr befriedigendes Gefühl sein. Seit der Grand Prix im vergangenen Jahr abgesagt werden musste, sehnen sich die Menschen noch mehr nach ihrem Rennen. Natürlich würde ich den Orange-Hemden am liebsten einen Sieg schenken.“
Worüber sich der Red-Bull-Pilot ein bisschen amüsiert: Als er in der Formel 3 in Zandvoort unterwegs war, mit gerade mal 16 Jahren, da war er noch „der Sohn von Jos Verstappen“ - dem einstigen Teamkollegen von Michael Schumacher bei Benetton. „Und heute ist Jos eher ‘der Papa von Max Verstappen’, es ist also genau umgekehrt.“
Weltmeister Hamilton stellt sich auf einen heißen Tanz ein – zumindest muss er damit rechnen, von den Verstappen-Fans nicht gerade freundlich empfangen zu werden. Die Unfälle von Silverstone mit Hamilton und Budapest mit dem Abschuss durch Valtteri Bottas haben die Mercedes-Piloten zum großen Feindbild für die Holländer gemacht. Die Formel 1 sah sich deshalb sogar schon genötigt, per Social Media dazu aufzurufen, Hamilton doch bitte fair zu behandeln.
Kein Wunder, dass unter diesen Umständen Mercedes natürlich besonders motiviert ist, mit einem „Auswärtssieg“ ein besonderes Zeichen zu setzen. Leistungsmäßig geben sich ja weder Verstappen und Hamilton noch Red Bull und Mercedes viel, das Pendel schwingt hin und her, Tagesform, Streckencharakteristik und manchmal auch ein bisschen Glück oder Pech entscheiden. Mercedes-Teamchef Toto Wolff gibt sich angriffslustig: „Wir haben am vergangenen Wochenende in beiden Weltmeisterschaften Punkte verloren, aber zum Glück müssen wir nicht lange auf die nächste Gelegenheit warten, um unseren Vorsprung wieder auszubauen. Das ist eine spannende Perspektive.“
Karin Sturm