Helmut Marko denkt zurück, ans Jahr 2010. Als Sebastian Vettel zur Halbzeit im Red Bull aussichtslos zurückzuliegen schien. Und am Ende, nach einer der größten Aufholjagden, doch noch Weltmeister wurde. „Und heuer haben wir noch zehn Rennen und sind nur 37 Punkte zurück, das ist praktisch gar nichts“, sagte der Steirer kurz vor dem Abflug Richtung Belgien. „Wir hatten das Saisonziel, Max Verstappen zum jüngsten Weltmeister der Geschichte zu machen. Und wir haben dieses Ziel noch nicht aufgegeben“, sagte der Red-Bull-Motorsportchef.

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Dabei stehen mit Spa und Monza laut Papierform zwei Grands Prix an, die aufgrund ihrer Charakteristik als Hochgeschwindigkeitsstrecken nicht per se als Stärke der Bullen gelten. Dazu kam, dass die Weiterentwicklungen am Auto während der Corona-Phase nur virtuell getestet werden konnten, also am Computer. „Die Evolutionsstufen zwei bis fünf haben wir sozusagen in der Realität nie am Auto gehabt, übersprungen. Da hat sich am Auto eine Instabilität eingeschlichen, deshalb hat auch Alex Albon Probleme.“

Die "Party" ist bald vorbei

Marko hofft, diese Probleme schon in Spa gelöst zu haben: „Wir bringen einen neuen Frontflügel, da versprechen wir uns Besserung!“ Offenbar zu Recht: Denn schon im Freitag-Training hielt Verstappen die beiden Mercedes von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in Schach. Abzuwarten ist, wie das Kräfteverhältnis im Qualifying läuft, aber auch da rechnet Marko spätestens ab Monza mit besseren Chancen für Red Bull. In Italien ist erstmals der „Party-Modus“ – das Hochfahren der Leistung im Qualifying – verboten. Und das wird Mercedes einen wesentlichen Punkt seiner Überlegenheit rauben.

Grundsätzlich will Marko aber, dass die Formel 1 wieder spannender wird – dringend. „Die MotoGP hat es uns in Spielberg wieder vorgemacht, wie es gehen muss. Und ich verstehe, wenn einige sagen, dass unser Sport zu langweilig geworden ist.“

Was Marko dagegen unternehmen will: Funkverkehr verbieten, technische Hilfsmittel verringern. Möglich soll das auch mit dem neuen, unterschriebenen Concorde-Abkommen sein, denn das macht künftig auch Entscheidungen möglich, die mehrheitlich getroffen werden, Einstimmigkeit ist nicht mehr nötig. So könnten künftig also auch Beschlüsse gegen einen möglichen Branchenprimus gefasst werden – so sich die anderen Teams einig wären. Das ist aber Zukunftsmusik – das Ziel „WM-Titel“ bleibt für Red Bull Gegenwart.