Das Wetter hat sich auch am Mittwoch der Szenerie angepasst. Dunkelgraue Wolken verhüllten die Bergflanken oberhalb von Monaco, die Sonne hielt sich vornehm zurück. Nicht gerade wärmende 19 Grad verlangten nach Pullover und Windjacken. Schaulustige versammelten sich wie immer hinter Absperrzäune zum Fahrerlager. Und man fragte sich, wer nun wen bestaunt, so herrlich skurril manche Fans auftreten. Es mag vielleicht etwas ruhiger als sonst sein. Dennoch wurde das „Business as usual“ durchgezogen. Die Motorhomes wurden Millimeter für Millimeter aneinandergereiht, ein Logistik-Puzzle, das seinesgleichen sucht. Und weil Monaco längst aus allen Nähten platzt, nicht nur zwischen den Häuserschluchten, auch im Fahrerlager, werden oft sündhaftteure Teile der Formel-1-Autos irgendwo, nahezu schutzlos, aufgestellt. Ein Wunder, dass am Ende nicht der eine oder andere Frontflügel Beine bekommen hat.
Größte Herberge
Sonst herrscht die kontrollierte Hektik wie immer. Die Scheinwerfer waren aufgedreht, Musik plärrte aus den Lautsprechern. Bunte Lichter strahlten über die neuerdings größte Herberge im Zirkus, dem dreigeschossigen Red-Bull-Holzhaus, für das in Monaco ein extra Liegeplatz im Hafen geschaffen werden musste, weil die Heimstätte von Toro Rosso und Red Bull Racing überhaupt nicht in die Enge des Fahrerlagers passen würde.
Auch Prominenz zeigte sich am Mittwoch kaum, die Schlüsselfiguren der Formel 1 erschienen gerade nur zu offiziellen Terminen wie Pressegespräche. Sponsorauftritte. Dann verzog sich die Clique recht rasch wieder. Lewis Hamilton reiste, der Platzknappheit entsprechend, mit einem Monster-Bike an. Der Weltmeister fand auf Instagram entsprechende Worte zum Tod von Niki Lauda: „Es ist schwer zu glauben, dass Du von uns gegangen bist. Du wirst mir sehr fehlen, unser Lachen, unsere Gespräche, unsere Umarmungen nach den Erfolgen.“
Es schien ohnehin so, dass sich die Anteilnahme immer mehr in die virtuelle Welt der „social media“ verzieht. Allein im deutschen Sprachraum drehten sich die 14 erfolgreichsten Interaktionen im Netz um Niki Lauda.
Dennoch wird das Wochenende am Sonntag nicht den gewohnten Verlauf nehmen. Die Trauer um eine der größten Persönlichkeiten wollen die Teams der Formel 1 ganz unterschiedlich zum Ausdruck bringen, vor allem am Sonntag beim Rennen im Fürstentum, wo 1975 bei Laudas erstem Sieg in Monaco und dem Handkuss für Gracia Patricia („ich wurde eben so erzogen“, hatte Lauda damals gesagt).
Nur im Motorhome von Mercedes, wo Lauda ja Aufsichtsratvorsitzender des Formel-1-Teams war, lief auf den Bildschirmen eine Endlos-Diashow mit Fotos von Lauda und dem Mercedes-Team. Mit viel lustigen und fröhlichen Gesichtern, mit Erinnerungsbildern an erfolgreiche, gemeinsame Stunden.
Lauda-Branding auf den Autos
Ein Medientermin mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff musste aber abgesagt werden. „Es hat sich doch sehr viel verändert, seit der Todesnachricht von Niki“, erklärte Sprecher Bradley Lord. Für das Rennen am Sonntag überlegt sich Mercedes gerade ein besonderes Branding am Auto. Auch die meisten anderen Teams überlegten sich noch am Mittwoch ähnliche Aufkleber. Selbst das Rahmenprogramm dürfte leicht verändert werden. Über Details wurde noch länger nachgedacht. Schwarze Armbinden werden die Mercedes-Teammitglieder in jedem Fall tragen.
Auch die ansonsten wenig aussagekräftige offizielle Pressekonferenz verlief am Mittwoch (weil in Monaco schon am Donnerstag die freien Trainings stattfinden, die Formel 1 am Freitag Ruhetag hat) etwas anders. Man ging doch nicht gleich zur Tagesordnung über. Nicht die Besonderheit des Monaco-Grand-Prix wurde zum x-ten Mal überarbeitet, sondern die angetretenen Piloten durften einmal über ihre persönlichen Erinnerungen an Niki Lauda philosophieren. Freilich wusste Valtteri Bottas als Mercedes-Fahrer zu berichte. „Niki war für mich eine ganz außergewöhnliche Motivation. Er hat mir allein in den gemeinsamen Stunden viel mit auf meinen Weg gegeben. Und man konnte aufrichtig lachen...“
Fünf, sechs Minuten Sentimentalitäten gönnte sich die Formel 1. Dann ging es wieder um Motoren, Reifen, Wetter...