Für Mercedes beginnt die neue Formel-1-Saison mit einem Novum. Nach seiner Lungentransplantation wird Niki Lauda diese Woche in Australien erstmals nicht beim Start-Grand-Prix dabei sein, die rot-weiß-rote Doppelsitze ist damit gesprengt. "Niki fehlt sehr. Niki fehlt menschlich", verriet Toto Wolff vor seiner Abreise. Er erwartet aber, dass Lauda im Lauf des Jahres voll einsatzfähig zurückkehrt.

Seit seinem Einstieg als Mercedes-Motorsportchef im Jahr 2013 hatte Wolff gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Lauda die Geschicke des Rennstalls gelenkt und die "Silberpfeile" zum Maß der Dinge in der Formel 1 gemacht. Fünf WM-Titel bei Fahrern und Konstrukteuren legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab. In Melbourne, wo die neue Welttournee des Hightech-Zirkus beginnt, ist Wolff diesmal auf sich alleine gestellt.

Fehlt als Kampfgefährte

Die Abwesenheit von Lauda mache sich auf vielen Ebenen bemerkbar. "Er fehlt mir persönlich sehr stark menschlich als mein Kampfgefährte und fehlt uns auf den Strecken", sagte Wolff der APA - Austria Presse Agentur. "Sein Feedback ist wichtig. Seine Interaktion mit den anderen Teams ist wichtig, er war ja immer unser Außenminister und in Summe ein ganz wichtiger Bestandteil dieses Teams." Bekannt ist auch, dass Topfahrer Lewis Hamilton einen besonderen Draht zu Lauda entwickelt hat.

Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Lauda war zu Weihnachten an einer Grippe erkrankt und deswegen wieder auf einer Intensivstation des Wiener AKH behandelt worden, wo ihm im Sommer eine neue Lunge eingesetzt worden war. Daher verzögert sich das Comeback des seit kurzem 70-Jährigen in der Motorsport-Königsklasse. "Es wissen nicht einmal die Ärzte. Wir würden uns wünschen, dass es so schnell wie möglich geht. Aber ich möchte auch keinen Druck ausüben", meinte Wolff.

Bergauf-Weg

Zum aktuellen Gesundheitszustand seines Freundes wollte er sich nicht konkret äußern. "Ich glaube, er ist aus dem Gröbsten heraus und ist auf einem Bergauf-Weg, so schnell wie möglich wieder ein normales Leben zu führen. Da gibt es immer wieder Rückschläge, aber die Tendenz ist sehr positiv", erklärte Wolff, der mit Lauda regelmäßig in Kontakt steht. "Ich spreche mit dem Niki jeden zweiten Tag."

Für die Zeit, wenn Lauda vollständig genesen ist, erwartet Wolff keine gravierenden Änderungen in der täglichen Arbeit. "Ich denke, der Niki ist ein Riesenkämpfer mit einer unheimlichen Resilienz, und unser Plan ist, dass er wieder zu allen Rennen kommt", sagte der 47-Jährige.

Längere Reha als geplant

"Diese Operation erfordert vielleicht eine längere Rekonvaleszenz und längere Rehabilitation, als wir das geplant haben. Wir hätten uns gewünscht, dass es nur sechs Monate dauert. Vielleicht sind es mehr als sechs Monate, vielleicht sind es zwölf. Aber unsere Marschrichtung deutet ganz klar darauf hin, dass wir wollen, dass es wieder so ist wie vor einem Jahr", betonte Wolff. Hoffnung gebe ihm auch McLaren-Eigentümer Mansour Ojjeh, der nach zwei Lungentransplantationen "völlig unverändert zu vorher" zu Formel-1-Rennen komme.

Wolff wurde vor kurzem selbst von einem vergleichsweise kleinen gesundheitlichen Problem schachmatt gesetzt. Auf seiner Anreise nach Barcelona in der zweiten Woche der Testfahrten habe er sich nach dem Verzehr von Meeresfrüchten eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. "Ich bin am Weg krank geworden und habe versucht, mich durchzuschleppen, aber das war dann halblustig", erzählte er. Für den folgenden Tag ließ Wolff alle Termine an der Rennstrecke absagen, hatte sich weitere 24 Stunden später aber offenbar wieder erholt. "Ich reagiere da manchmal sensibel."