Sebastian Vettel ist beim Grand Prix von Ungarn trotz verzogener Lenkspur ein Start-Ziel-Sieg gelungen. Kimi Räikkönen komplettierte den zweiten Ferrari-Doppelsieg der WM 2017. Weil Lewis Hamilton auf den letzten Metern seinen dritten Platz an den Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas zurückgab, geht Vettel nach seinem vierten Saisonsieg mit 14 Punkten Vorsprung in die vierwöchige Sommerpause.
Die großen Szenen in einem hitzereichen aber insgesamt eher ereignislosen Rennen auf dem Hungaroring bei Budapest spielten sich am Anfang und im Finish ab. Schon in der zweiten Kurve nach dem Start rutschte Max Verstappen ausgerechnet seinem Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo ins Auto. Der sonst so höfliche Australier musste sein defektes Auto gleich danach abstellen. Der Baku-Sieger bezeichnete das Verhalten des 19-jährigen Niederländers danach mehrfach als "amateurhaft" und "dumm" und forderte ein klärendes Gespräch.
Die beiden großen bestimmten das Rennen
Bestimmend waren über die gesamte Renndauer damit die beiden großen Teams. Allerdings klagte der aus der Pole gestartete Vettel rasch über Probleme mit der Lenkung und in der Folge auch mit den Reifen. Obwohl er deshalb nicht mehr über die Kerbs fahren durfte, behauptet der nun 46-fache GP-Sieger bis zum Schluss seine Führung vor dem schnelleren Räikkönen, der sich gegen seinen Teamkollegen zurück halten musste und zähneknirschend während des gesamten Rennens das "Schutzschild" spielen musste.
Bei Mercedes ging man sogar einen Schritt weiter. Weil Bottas trotz Vettels Probleme nicht an die Ferraris herankam, entschieden die Strategen an der Silberpfeil-Box, dass der Finne Hamilton vorbei lassen muss. Nachdem der Brite mit seinem Versuch, die Ferraris zu überholen, aber ebenso scheiterte, wurde im Finish wie besprochen zurück getauscht.
Es war ein haariges Manöver, weil Bottas sich aus zunächst unersichtlichen Gründen zurückfallen hatte lassen und Verstappen ziemlich knapp an den Finnen heran gekommen war. Praktisch auf dem Zielstrich klappte die riskante Retour-Rochade aber doch.
"Supersportlich" aber "naiv"
Als "supersportlich", wenn auch auf den ersten Blick "naiv" bezeichnete Mercedes-Teamchef Toto Wolff das Verhalten von Hamilton, weil der Engländer damit weiteren Boden auf Vettel verlor. Das ganze Rennen war für Mercedes aber ohnehin nur "Schadensbegrenzung" gewesen. "Drei und vier, das müssen wir nehmen", ergänzte Wolff. Der Wiener weiß: Nach der Sommerpause kommen mit Spa und Monza wieder Mercedes-Strecken.
Vettel präsentierte sich nach dem Rennen "überglücklich" und bezeichnete den Tag als "großartig". Kein Wunder angesichts der gravierenden technischen Probleme, die ihm nach der klaren Pole statt der erwarteten Spazierfahrt ein unerwartet schweres Rennen eingebrockt hatten. "Ich hatte alle Hände voll zu tun. Mein Auto hat nach links gezogen. Es sah so aus, als würde es immer schneller werden. Ich schulde Kimi einen Riesen-Gefallen, er hätte sicher schneller sein können", gab Vettel zu.
Woher die unerwarteten Lenkprobleme kamen, blieb zunächst ungeklärt. "Es war jedenfalls komisch. Man will geradeaus fahren, aber es lenkt nicht gerade", berichtete Vettel und bestätigte, dass die Probleme im Verlauf des Rennens immer größer geworden seien. Er habe sich aber nach und nach daran gewöhnt, erklärte der Deutsche, warum er dennoch als Erster ins Ziel fahren konnte. "Zum Schluss zählt nur das Ergebnis."
Nur einen Punkt Vorsprung auf Hamilton hatte Vettel vor dem elften Saisonlauf gehabt, nun sind es wieder 14. "Dieser Sieg gibt uns Extra-Anschub für die Pause", meinte der Ferrari-Star, der laut Sky-Italia wie Räikkönen auch für 2018 bereits fix bei Ferrari ist.
Red Bull vergab Riesenchance
Eine Riesenchance vergeben hat in Budapest Red Bull. Auf der Strecke, auf der die "Bullen" einst Kreise um ihre Gegner gefahren sind, machte das unüberlegte Manöver Verstappens schon früh alle Hoffnungen auf einen weiteren Podestplatz oder sogar Sieg für die hinter den Ferraris und den Mercedes aus der dritten Reihe gestarteten Autos von Dietrich Mateschitz zunichte.
Die Aktion wirkte sich doppelt unglücklich aus, denn Verstappen kassierte auch noch eine zehnsekündigen Zeitstrafe. Dennoch lag er am Ende als Fünfter nur 13 Sekunden hinter Sieger Vettel. Der Holländer gab sich dementsprechend kleinlaut. "Ich entschuldige mich bei Daniel und dem Team. Wir hätten einige wirklich gute Punkte holen können", schrieb Verstappen auf Twitter.
Stark präsentierte sich Fernando Alonso als Sechster im McLaren sowie schnellster Rennrunde. Beide Force Indias kamen wieder in die Punkte, kommenden Dienstag und Mittwoch testet der Österreicher Lucas Auer einen der VJM10.