Ferrari, allen voran Sebastian Vettel mit einem Runden-Rekord, dominierte das Qualifying von Ungarn deutlicher als erwartet. Das dürfte nicht nur der besonderen Streckencharakteristik mit den vielen langsamen Kurven, sondern auch der Hitze geschuldet sein. Mit den Reifentemperaturen kamen die Roten deutlich besser zurecht als Mercedes. "Ich mag diesen Kurs und bin glücklich, wo wir als Team stehen", erklärte Vettel. "Wir haben aber noch nichts gewonnen."

In Ermangelung guter Überholmöglichkeiten sind die beiden ersten Startplätze für Ferrari für Vettel und Kimi Räikkönen aber schon sehr viel wert. "Man muss hier in der ersten Reihe stehen, sonst kann man das Rennen nicht gewinnen", meinte Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda noch während des Qualifyings in einem ORF-Interview. Sein Teamchef Toto Wolff gab daher für das Rennen am Sonntag (14.00 Uhr/live ORF eins, RTL und Sky) auch "Schadensbegrenzung" als Ziel aus.

"Hinter beiden Ferraris zu stehen, ist auf jeden Fall ein großer Nachteil", sagte Wolff. Der Kurs komme Mercedes nicht entgegen. Dazu musste Lewis Hamilton im Quali-Finale seinen ersten Versuch abbrechen, nachdem er etwas zu weit abgetragen worden war. Der Engländer brachte sich mit Startrang vier um die Chance, nach Pole Positions mit Rekordmann Michael Schumacher gleichzuziehen.

Vettels Rekordrunde im Video:

Viel mehr geht es Hamilton aber um die WM-Führung. Nach seinem Heimsieg zuletzt in Silverstone liegt der Brite vor dem elften von 20 Saisonrennen nur noch einen Zähler hinter Vettel. Auch Stallgefährte Valtteri Bottas ist mit 23 Zählern Rückstand noch in Schlagdistanz. "Es wurde zu viel geredet nach dem letzten Rennen", erklärte Vettel nach seinem Ausfall in Großbritannien. "Es war gut, die Antwort auf der Strecke zu geben."

Für Hamilton kam die Stärke der Ferraris in Ungarn alles andere als unerwartet. "Wir wussten, dass sie hier schnell sein werden. Wir haben noch das Beste herausgeholt. Man kann hier nicht überholen, also wird es wahrscheinlich ein Zug, außer wir können über die Strategie etwas machen." Hamilton ist auf dem Hungaroring mit fünf Erfolgen Rekordsieger. 2009 triumphierte er vom vierten Startplatz aus.

Für Red Bull geht es von noch etwas weiter hinten los. Dabei hatte der österreichisch-englische Rennstall nach den Bestzeiten von Daniel Ricciardo am Freitag gehofft, die Phalanx von Ferrari und Mercedes zu durchbrechen. Das gelang aber auch auf einem Kurs, auf dem die Motorleistung weniger Auswirkung hat als auf anderen Strecken, vorerst nicht. Wie in der WM-Wertung blieben die Bullen die dritte Kraft.

Die Geschichte des Tages schrieb Paul di Resta. Der Schotte sprang wegen einer Viruserkrankung von Felipe Massa kurzfristig im Williams ein. Di Resta hat seit 2013 keinen Grand Prix mehr bestritten. Den Williams-Boliden von 2017 fuhr der 31-Jährige im Qualifying überhaupt zum ersten Mal - und er war nicht einmal der Langsamste. Di Resta, eigentlich in der DTM aktiv, landete auf Platz 19 und ließ damit Sauber-Pilot Marcus Ericsson hinter sich.