Formel-1-Star Lewis Hamilton hat seinen Heimsieg am Sonntag in Silverstone voll ausgekostet. "Meine Leistung ist unvergleichlich", tönte der 32-jährige Engländer nach seinem vierten Triumph en suite im "Home of British Motor Racing". Mit diesem verkürzte er den Rückstand auf WM-Leader Sebastian Vettel, der nach einem Reifenschaden an seinem Ferrari nur Siebenter wurde, auf einen einzigen Zähler.
Schon in knapp zwei Wochen kann Hamilton mit der 68. Pole Position seiner Karriere die F1-Rekordmarke von Michael Schumacher einstellen und damit die Basis legen, um als WM-Spitzenreiter in die vierwöchige Sommerpause zu gehen. Nachdem es für den Briten zuletzt mit den verpassten Podestplätzen in Baku (Fünfter) und Spielberg (Vierter) nicht wunschgemäß gelaufen war, schlug er nun vor heimischem Publikum in gewohnter Stärke zurück.
Aufatmen bei Mercedes
Auch im Mercedes-Team atmeten alle auf, dass Hamilton nun bei WM-Halbzeit wieder bestens gelaunt durchs Fahrerlager stolzierte. Teamchef Toto Wolff tut alles dafür, damit sich der dreimalige Weltmeister wohlfühlt. "So bringt er seine maximale Leistung an den Rennwochenenden", betonte der 45-jährige Wiener.
Gleichzeitig freute sich Wolff darüber, dass der "Silberpfeil" wieder zum "Siegerpfeil" geworden ist, auch wenn nach Hamilton in Spielberg nun Valtteri Bottas durch einen vorzeitigen Getriebetausch um seine Siegchance gebracht wurde. Trotzdem komplettierte der finnische Österreich-Sieger, der von den Reifenschäden bei Ferrari profitierte, in Silverstone mit Platz zwei den Doppelerfolg der "Sternenflotte", die in den jüngsten vier WM-Läufen dreimal den Sieger stellte.
Das ist Beweis dafür, dass die Mercedes-Ingenieure und -Fahrer das Setup immer besser hinbekommen, um die Power des stärksten Triebwerks im Feld auch optimal auf die Strecke zu bringen. Bei Ferrari brachte dagegen die neue Motorausbaustufe, die angeblich 15 PS mehr leistet, nicht den gewünschten Effekt. Selbst ohne Reifenschäden wäre bestenfalls Platz zwei für die Scuderia aus Maranello auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Silverstone möglich gewesen.
"Es geht nicht über Nacht"
Noch augenscheinlicher war aber die Überlegenheit von Mercedes im Qualifying, in dem Hamilton mehr als eine halbe Sekunde vor seinem ersten Verfolger gelegen war. "Da holen sie drei bis sechs Zehntelsekunden gegen uns auf den Geraden raus", weiß Vettel, dass sein Team da noch viel Aufholbedarf hat. "Das schaffen wir nicht. Wir arbeiten daran, es geht aber nicht über Nacht." Italiens Medien reagierten bereits extrem besorgt. "Hamilton: Das Gleichgewicht in der Welt hat sich verändert. Jetzt hat Ferrari Angst", schrieb etwa "La Repubblica".
Nach Vettels bisher letztem Sieg in Monaco hat Hamilton in den jüngsten vier Rennen 24 Punkte aufgeholt. Und ohne lockere Kopfstütze in Baku und Getriebewechsel vor dem Österreich-Grand-Prix wären es noch mehr gewesen. Trotzdem wollte Hamilton nach seinem Heimsieg nicht von einer Trendwende im Titelkampf sprechen. "Es gibt Strecken, auf denen Ferrari stark ist, und es gibt welche, auf denen wir es sind", analysierte der Mercedes-Topmann nüchtern.