Sebastian Vettel zeigt Reue, der Automobil-Weltverband (FIA) lässt Milde warten. Die Formel-1-Welt hat sich mit Reaktionen auf den Quasi-Freispruch für den deutschen Ferrari-Star nach seinem Revanchefoul an Lewis Hamilton zuletzt in Baku vorerst zurückgehalten. Das wird sich am Mittwoch ändern. Dann stehen die ersten Medientermine vor dem Grand Prix von Österreich in Spielberg auf dem Programm.
Vettels Aktion von Aserbaidschan bleibt auch nach dem FIA-Urteil vom Montagabend das tragende Thema vor dem Österreich-Rennen. Am Mittwoch sprechen in Wien etwa Doppel-Weltmeister Fernando Alonso und Hamiltons Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas bei der Präsentation einer neuen Verkehrssicherheitskampagne - ein Thema, bei dem auch Vettels mangelnde Vorbildfunktion diskutiert werden wird.
Formel 1: Alonso und Bottas engagieren sich für Verkehrssicherheit
"Mir ist klar, dass ich kein gutes Beispiel abgegeben habe", zeigte sich Vettel in einer Reaktion auf die Verhandlung in Paris am Montagabend, seinem 30. Geburtstag, reumütig. Nach dem Rennen acht Tage davor in Aserbaidschan hatte der viermalige Weltmeister noch ganz anders, gar uneinsichtig, geklungen. Um einer schwereren Sanktion durch die FIA zu entgehen, dürfte Vettel aber den Kuschelkurs gewählt haben.
Wird es eine persönliche Entschuldigung geben?
Auf den Deutschen wartet nun ein Gang nach Canossa. Bei Hamilton, dem er in einer Safety-Car-Phase nach einem vermeintlichen Bremsmanöver absichtlich ans Rad gefahren war, entschuldigte sich Vettel öffentlich. Möglicherweise wird das in Spielberg auch persönlich passieren. Hamilton hatte Vettel in Baku mangelnden Respekt vorgeworfen. In der WM trennen die beiden Titelanwärter Nummer eins vor dem neunten Saisonrennen nur 14 Zähler.
Mit der öffentlichen Entschuldigung ist es für Vettel aber nicht getan. Der WM-Leader hat auch zugesichert, nach seinem Ausraster in den kommenden zwölf Monaten einen größeren Teil seiner Freizeit in den Dienst "erzieherischer Aktivitäten" in der Welt des Motorsports zu stecken. Um welche Maßnahmen im Nachwuchsbereich es sich genau handeln soll, ließ die FIA-Mitteilung vom Montag offen. In der Kampagne des Weltverbandes zur Straßensicherheit kommt Vettel bis Jahresende jedenfalls nicht mehr vor.
Tadel vom Chef
"Sportler müssen sich dessen bewusst sein, welchen Einfluss ihr Verhalten auf jene haben kann, die zu ihnen aufschauen", tadelte FIA-Präsident Jean Todt den Deutschen. "Sie sind Helden und Vorbilder für Millionen von Fans weltweit und müssen sich benehmen." Sollte sich so ein Verhalten wiederholen, warnte der langjährige Ferrari-Teamchef, lande Vettel sofort vor dem Internationalen Tribunal, das sogar Rennsperren aussprechen kann.
Die ersten Medien-Reaktionen auf das Urteil von Paris waren jedenfalls eindeutig. "Die FIA wählt Milde für Vettel", titelte die französische Sportzeitung "L'Equipe" am Dienstag. Die englische "Daily Mail" spottete aufgrund der angeblichen Bevorzugung von Vettels italienischem Rennstall: "Zyniker werden die Tatenlosigkeit als 'Beweis' dafür sehen, dass die FIA in Wirklichkeit 'Ferrari International Assistance' bedeutet."