Der Österreich-Grand-Prix in Spielberg ist für den übertragenden Fernsehsender ORF das Highlight des Formel-1-Jahres. Ein frühes Bekenntnis von Rechteinhaber Liberty Media zu Pay-TV und ein Sparpaket beim öffentlich-rechtlichen Sender lassen Fans allerdings befürchten, dass der Sport in ein paar Jahren aus dem österreichischen Free-TV verschwindet. Doch sind diese Ängste wirklich begründet?
Der aktuelle Vertrag des ORF läuft noch bis einschließlich der Saison 2020, erklärte Sportchef Hans Peter Trost im Gespräch mit der APA. Für die Zeit danach hatte Generaldirektor Alexander Wrabetz im vergangenen Jahr angekündigt, dass die Formel-1-Rechte aus Kostengründen eingespart werden sollen. "Ich gehe aber davon aus, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist", sagte Trost. "Ich weiß, dass noch Zeit genug ist, und ich werde dann sicher mit Argumenten kommen."
Ein überzeugendes Argument könnte sein, dass die Formel 1 trotz ihres teilweise schlechten Rufs noch immer Quoten bringt. Den Grand Prix von Aserbaidschan in Baku sahen zuletzt durchschnittlich 553.000 Zuschauer im ORF, bei der Gruppe der jüngeren Zuschauer (zwölf bis 29 Jahre) erzielte der Sender laut Angaben einen Marktanteil von fast 50 Prozent. Nach dem Ende der totalen Dominanz von Mercedes sind die Einschaltziffern heuer zudem gestiegen. Trost: "Ich bin sehr zufrieden, wie die Formel 1 performt."
Liberty Media will aufs Bezahlfernsehen setzen
Das US-Unternehmen Liberty Media, das im vergangenen Jahr als neuer Rechteinhaber eingestiegen ist, möchte verstärkt auf Bezahlfernsehen setzen, was mehr Umsatz bringt. Allerdings wurde gleichzeitig versprochen, auf Besonderheiten einzelner Märkte und Länder Rücksicht zu nehmen.
"Es gibt einige Märkte, wo die Durchdringung mit Pay-TV extrem hoch ist und die ökonomischen Vorteile vorhanden sind. Das macht es ein bisschen einfacher, diesen Schritt zu machen. Dann gibt es wieder andere Märkte, wo die Durchdringung gering ist im Vergleich zu Free-TV. Das macht es ein kleines bisschen schwieriger", erklärte Formel-1-Marketingchef Sean Bratches. In den USA hätten mehr als 80 Prozent der Haushalte mindestens ein Pay-TV-Angebot abonniert, in Deutschland seien es nur sieben Prozent.
Eine Entscheidung mit Signalwirkung
Deutschland könnte bald Signalwirkung haben. Die Verträge von RTL und dem Pay-TV-Anbieter Sky laufen nach der aktuellen Saison aus, derzeit wird neu verhandelt. Wobei Insider nicht davon ausgehen, dass die Formel 1 in einem so wichtigen Markt auf Free-TV verzichten kann. "Es ist aber alles möglich", sagte Trost. Interessenten auf dem Pay-TV-Sektor gibt es genug. DAZN und die Eurosport-Gruppe erweitern ihr Portfolio laufend. Zuletzt sicherten sich Sky und DAZN die Exklusivrechte an der Fußball-Champions-League.
Liberty Media dürfte sich jedoch auch der Gefahren bewusst sein. In Ländern wie Frankreich oder Spanien, in denen die Formel 1 zunehmend aus dem Free-TV verdrängt wurde, gingen mit sinkenden Zuschauerzahlen der Umfang der medialen Berichterstattung, das allgemeine Interesse am Sport und damit auch die Sponsoreinnahmen für die Teams zurück. Das wäre für die Pläne, das Image und das Profil der Formel 1 zu stärken, kontraproduktiv.
Geplant ist ein großer Mix
Daher wollen die US-Amerikaner die beiden Ansätze integrieren. "Wir möchten so viele Zuschauer wie möglich und Fans auf allen Plattformen erreichen. Da müssen wir neue Möglichkeiten finden. Ob Free-TV, Pay-TV, digitale oder soziale Medien - all das gehört zum Mix dazu", erläuterte Formel-1-Chef Chase Carey am Montagabend auf Servus TV. "Unser Fokus liegt darauf, aus den Rennen alles herauszuholen, was wir haben, und dem Fan das bestmögliche Paket zu bieten."
Bratches schwebt ein innovatives Modell vor: "Ich kann mir vorstellen, dass Highlight-Rennen frei zu sehen sind. Mit den übrigen Grand Prix können wir Geld verdienen, das wir dann wieder in den Sport investieren können." Daneben könnte es ebenfalls kostenpflichtige Zusatzangebote im Internet geben, etwa eine Plattform, auf der man gegen Gebühr historische Rennen abrufen kann.