Red-Bull-Berater Helmut Marko ist sauer, der Steirer fordert eine weniger komplexe, lautere und billigere Lösung als den derzeit vorgeschriebenen 1,6-Liter-V6-Hybridantrieb. Falls die "unsinnige Power-Unit-Formel" ab 2021 beibehalten wird, könnte das Ende von Red Bull in der Formel 1 vorgezeichnet sein, sagte der ehemalige Grand-Prix-Pilot.

"Das Reglement ist falsch für die Formel 1", ließ Marko keinen Zweifel. Es brauche einen Motor, "der einfach sein muss, vom Sound her lauter, und die Kosten dürfen zehn Millionen Dollar nicht übersteigen". Derzeit wird hinter den Kulissen über die Antriebseinheit der Zukunft diskutiert und damit über eine Revision des Standards, der 2014 eingeführt wurde. Die Frage, ob es für Red Bull ein Grund wäre, das Formel-1-Engagement zu beenden, wenn alles beim Alten bleibt, bejahte er unmissverständlich.

Durchschaubare Technologie

"Seit dieses Motorenreglement in Kraft ist, ist es drastisch bergab gegangen. Mit 2014 sind die Einschaltziffern und Zuschauerzahlen alle zurückgegangen", betonte Marko. Seiner Meinung nach will das Publikum eine einigermaßen durchschaubare Technologie und einen kernigen Sound und braucht den Fahrer als Identifikationsfigur.

"Das ist eine unglaubliche technische Leistung, die aber beim Publikum nicht ankommt und den Fahrer in den Hintergrund stellt. Das sind die Ingenieure, die das schaffen", kommentierte Marko das Zusammenspiel von sechs unterschiedlichen Systemen der Power Unit: Verbrennungsmotor (ICE), Motor-Generator-Einheit für kinetische Energie (MGU-K), Motor-Generator-Einheit für Hitzeenergie (MGU-H), Energiespeicher (ES), Turbolader (TC) und Steuerelektronik (CE). "Da brauchst du ja acht Leute, dass das startet, und ohne die entsprechenden Informationen aus der Box fährst du nicht."

Budgebelastung

Für Marko ist klar, dass es mit dem Reglement nicht weitergehen kann - schon allein aus finanziellen Gründen. Denn kein einziges Team verdiene unter diesen Rahmenbedingungen Geld. "Wenn du pro Team 20 Millionen und mehr pro Jahr zahlst für einen Motor, ist das Irrsinn", sagte der "Doktor" zur jährlichen Budgetbelastung.

Es gebe eine "Erpressbarkeit" durch die großen Konzerne, die in der Formel 1 mit Werksteams vertreten sind, führte Marko weiter aus. "Wir waren ja knapp davor, keinen Motor zu erhalten", erinnerte er an 2015, als Red Bull Racing den Vertrag mit Renault vorzeitig kündigte. Weder Mercedes noch Ferrari oder Honda wollten daraufhin eine Partnerschaft mit dem Rennstall von Dietrich Mateschitz eingehen.

Red Bull wolle daher einen unabhängigen Motorenhersteller ab der Saison 2021. "Das Reglement muss so sein, dass Cosworth, Illien oder wie immer die Firmen heißen, kommerziell erfolgreich einen Motor machen können. Weil dann kauft, wer immer will - wir oder Sauber oder Toro Rosso."

Derzeit werde McLaren "fast in den Ruin getrieben, denen rennen die Sponsoren davon", sagte Marko. Der McLaren-Rennstall wird von Honda beliefert, die Japaner haben es bisher nicht geschafft, einen leistungsfähigen und haltbaren Motor zu produzieren. "Es ist einfach die Komplexität dieses Reglements, die es so schwierig macht, selbst für eine Weltfirma wie Honda, da wettbewerbsfähig zu sein."

Marko sieht sich auf einer Linie mit dem neuen Formel-1-Machthaber Liberty Media. "Von Liberty wird uns versichert, dass sie es ähnlich sehen. (Sportchef; Anm.) Ross Brawn agiert ja in diese Richtung, weil selbst ein Supertechniker wie er blickt da manchmal nicht mehr durch", erläuterte er. "Vor allem ist es nicht serienrelevant. So ein Serienauto gibt es nicht und wird es nie geben", hielt Marko einem von den Herstellern oft vorgebrachten Argument entgegen.