Der Kanadier Lance Stroll ist in diesem Jahr der einzige "echte" Neuling in der Formel 1. Für seinen Aufstieg ins Williams-Cockpit hat sein Vater Millionen investiert. Gerade dieser Umstand ruft aber auch die Zweifler auf den Plan. Nach schon drei Unfällen bei den Testfahrten in Montmelo muss der 18-Jährige beweisen, dass er mit dem Druck und den neuen Autos zurechtkommt.
Diese Woche klettert Stroll erneut in seinen Dienstwagen. In der Vorwoche strandete der "Rookie" an zwei Tagen zweimal im Kiesbett und rutschte einmal in die Mauer. Wegen der Schäden am Auto ging Williams reichlich Testzeit verloren, einen Tag musste das Team komplett auslassen. "Das hat nichts damit zu tun, dass ich jetzt hier bei den großen Jungs bin. So etwas passiert in jeder Meisterschaft, wenn man aufs Ganze geht", sagte Stroll.
Das härteste Jahr für einen Einstieg
"Er hat mein Mitgefühl. Es ist das härteste Jahr, um in die Formel 1 zu kommen", urteilte Mercedes-Star Lewis Hamilton. Die neuen Autos sind in diesem Jahr deutlich schneller und schwerer beherrschbar als in den Vorjahren. "Ich bin mir nicht sicher, ob die körperliche Entwicklung mit 18 schon abgeschlossen ist, das ist hart. Ich war da noch in der Schule und habe für meinen Abschluss gelernt", erzählte der britische Renault-Pilot Jolyon Palmer.
Der Youngster gibt sich derweil gelassen und vertraut auf sein Talent. Nach dem Titel in der italienischen Formel 4 vor drei Jahren gewann er in der Vorsaison überlegen die Formel-3-Europameisterschaft. Dabei profitierte er von der Förderung seines Vaters, der in der Modebranche reich geworden ist. 2016 wurde Lawrence Stroll (Geburtsname Strulovitch) im Forbes-Ranking der reichsten Menschen der Welt auf die 722. Stelle gereiht.
Erstes Kart mit fünf
Der Ferrari-Sammler kaufte seinem Sohn zum fünften Geburtstag sein erstes Kart, später investierte er massiv in die Teams seines Sprösslings und trimmte diese auf Sieg. Für den Sprung in die Formel 1 griff Stroll senior dann richtig tief in die Tasche und finanzierte seinem Sohn ein monatelanges Testprogramm in einem drei Jahre alten Williams.
Papa Stroll mietete sogar eine Reihe von Grand-Prix-Strecken von Monza bis Abu Dhabi, um die Probefahrten so realistisch wie möglich zu gestalten, und ließ angeblich sogar Williams-Pilot Felipe Massa als exklusiven Fahrlehrer einfliegen. Auch einen neuen Simulator soll er dem britischen Traditionsteam spendiert haben.
70 bis 80 Millionen Euro ausgegeben
Das Fachmagazin "Auto, Motor und Sport" will von 70 bis 80 Millionen Dollar erfahren haben, die Vater Stroll für das Projekt Formel 1 ausgegeben hat. Doch all dieses Geld erhöht auch den Druck auf Lance Stroll und lässt die Zahl der Neider wachsen. Auf der Strecke kann ihm sein Papa jetzt nicht mehr helfen, die skeptische Konkurrenz wird freiwillig kaum Platz machen.
Stroll schüchtert das nicht ein. "Ich habe mich vorbereitet, und ich wusste, was ich zu erwarten habe", sagte der Teenager, der als Vorbild Rekordchampion Michael Schumacher nennt. Den Beweis für seine Formel-1-Tauglichkeit muss er ab dem 26. März liefern, wenn die neue Saison in Melbourne startet.