Die Testfahrten vor der neuen Formel-1-Saison werden immer mehr zur Kraftprobe zwischen Mercedes und Ferrari. Der neue Silberpfeil-Pilot Valtteri Bottas lag am Mittwoch bei der bisher schnellsten Runde der Übungstage von Barcelona nur 0,2 Sekunden vor Scuderia-Star Sebastian Vettel. Die bisherigen Eindrücke der Auftakttests auf dem Circuit de Catalunya deuten auf ein Duell auf Augenhöhe hin.
Noch nicht gänzlich überzeugen konnte Red Bull. Der Australier Daniel Ricciardo belegte mit 1,4 Sekunden Rückstand auf Bottas Rang drei. Allerdings geben die Rundenzeiten nur bedingt Auskunft über das tatsächliche Kräfteverhältnis gut drei Wochen vor dem Saisonstart am 26. März in Melbourne. Da jedes Team sein eigenes Programm fährt und mit unterschiedlichen Reifen und Benzinmengen experimentiert, sind die Zeitentabellen nur ein vorsichtiger Fingerzeig für das neue Jahr.
"Es gibt sicher Schlimmeres als einen Kampf Mercedes gegen Ferrari an der Spitze. Das wäre gut für den Sport", sagte Weltmeister Nico Rosberg, der drei Monate nach seinem Rücktritt für einen Kurzbesuch an die Strecke gekommen war. Die Red Bulls dagegen "scheinen ein bisschen weiter weg zu sein", sagte Augenzeuge Rosberg.
Bottas und Hamilton am fleißigsten
Sein Nachfolger Bottas und der Brite Lewis Hamilton wechselten sich wie schon an den Vortagen im neuen Mercedes ab und spulten auch am dritten Tag gemeinsam die meisten Runden ab. Diesmal waren es 170. Aber auch Vettel, der am Mittwoch bei Ferrari allein Dienst im Cockpit verrichtete, bewies mit 139 Runden erneut Durchhaltevermögen. Kurz vor Schluss blieb der SF70H jedoch auf der Zielgeraden liegen und musste in die Garage zurückgeschoben werden.
Champion Rosberg lobte bei seiner Stippvisite in der Mercedes-Box die neuen Autos, die nach einer Regelreform breiter, flacher und schneller sind und schwerer beherrschbar sein sollen. "Das sind richtige Monster und so muss das auch sein", sagte Rosberg. Trotzdem spürt er nach seinem Abschied noch keine Entzugserscheinungen. "Es gab keinen Moment, in dem ich dachte, ich sollte in diesem Auto sitzen. Es war interessant, das zu realisieren. Und perfekt", sagte der 31-Jährige.
Neuling mit Problemen
Mit den anspruchsvolleren Boliden hat in Barcelona vor allem Neuling Lance Stroll Probleme. Der 18-jährige Williams-Pilot verlor wie schon am Dienstag erneut die Kontrolle über sein Auto, diesmal krachte er in die Streckenbegrenzung. Auch Carlos Sainz im Toro Rosso und Renault-Fahrer Jolyon Palmer sorgten mit Patzern für Unterbrechungen. Der Brite Palmer und sein neuer Teamgefährte Nico Hülkenberg ließen Renault mit den Plätzen vier und fünf aber auch auf einen Aufwärtstrend nach dem enttäuschenden Vorjahr hoffen.
Die zehn Formel-1-Teams testen noch bis Donnerstagabend in Barcelona. In der kommenden Woche folgen vier weitere Übungstage an gleicher Stelle, ehe sich die Königsklasse auf den Weg zum ersten Grand Prix nach Australien macht.