Der überraschende Rücktritt von Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg bringt Mercedes in eine verzwickte Situation. Denn die Suche nach dem Nachfolger wird sich schwierig gestalten, sind doch viele Kandidaten mit gewisser Erfahrung an andere Teams gebunden. "Jetzt müssen wir alle Optionen durchspielen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Einen Plan B für einen solchen Fall gebe es nicht.
"Wir starten am Montag, uns das anzuschauen", mehr ließ sich Wolff nicht entlocken. "Es wird ein rationaler, strukturierter Prozess sein." Ein leichtes Unterfangen wird die Suche nach dem neuen Teamkollegen von Lewis Hamilton für den Konstrukteurs-Champion der vergangenen drei Jahre nicht. Freilich handelt es sich um ein begehrtes Cockpit. Mercedes gilt auch 2017 als Top-Titelkandidat, auch wenn Teamaufsichtsrat Niki Lauda das zumindest offiziell nicht so sieht. "Es ist ein kompletter Neustart durch das Reglement, das jetzt verändert wurde", sagte der 67-Jährige am Freitag in Wien.
Im nächsten Jahr werden die Autos deutlich breiter und erhalten breitere Reifen. Durch einen höheren Anpressdruck steigen die Kurvengeschwindigkeiten, was um einige Sekunden schnellere Rundenzeiten verspricht. Neue aerodynamische Anforderungen an die 2017er-Boliden könnten auch eine neue Chance für Teams wie Red Bull bedeuten, die auf diesem Sektor traditionell stark sind.
Wehrlein wäre die einfache Wahl
Die einfachste Wahl für die "Silberpfeile" wäre Manor-Pilot Pascal Wehrlein, der von Mercedes kontinuierlich als Zukunftsaktie aufgebaut wurde und auch schon als Testfahrer zum Einsatz gekommen ist. Zudem kommt Wehrlein aus Deutschland. Mit Esteban Ocon (Force India) und Lance Stroll (Williams) haben zwei Nachwuchsfahrer vor kurzer Zeit woanders unterschrieben.
Die soeben zurückgetretenen Jenson Button und Felipe Massa, die enorme Erfahrung besitzen, wären relativ einfach zu haben. Der Brite Button besitzt bei McLaren allerdings die Option, nach einer Saison als Entwicklungsfahrer 2018 wieder zurückzukehren.
Ecclestone könnte sich Alonso gut vorstellen
Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone könnte sich wiederum Fernando Alonso sehr gut bei Mercedes vorstellen. Der Spanier fährt zum zweiten Mal in seiner Karriere für McLaren, wegen der schwachen Performance des Honda-Werksteams kommt der Doppel-Weltmeister (2005 und 2006) aber nicht über eine Statistenrolle hinaus. "Es ist möglich, denke ich. Lasst uns sehen", meinte Ecclestone. "Vielleicht hat er es satt, dort zu sein, und sie haben es satt mit ihm."
Eine Chance, aus seinem bis Ende 2017 laufenden Vertrag auszusteigen, käme für den 35-jährigen wohl nicht ungelegen - wenngleich Mercedes einiges an Kleingeld in die Hand nehmen müsste. Alonso fuhr bereits 2007 schon einmal mit Hamilton in einem Team. Damals lieferten sich die beiden bei McLaren ein heißes Duell. Am Ende hieß der Weltmeister Kimi Räikkönen, Hamilton und Alonso wurden beide mit einem Punkt Rückstand auf den Finnen geschlagen.
Ricciardo und Verstappen sind langfristig an Red Bull gebunden
Daniel Ricciardo und Max Verstappen sind langfristig an Red Bull gebunden, der österreichisch-britische Rennstall würde Abwerbeversuchen wohl einen Riegel vorschieben. Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel ist bei Ferrari - trotz vorerst ausbleibendem Erfolg - ebenfalls fest im Sattel. "Ich denke auch nicht, dass Seb gerne mit Lewis in einem Team wäre", kommentierte Ecclestone.
Hamilton stellt keine besonderen Anforderungen an seinen künftigen Stallkollegen. "Ich war nie ein Fahrer, der etwas verlangt. Ich weiß, dass Leute wie Sebastian sicherstellen, dass das in ihren Verträgen steht", sagte der Vize-Weltmeister. "So lange ich fair behandelt werde, spielt es keine Rolle, mit wem ich fahre. Wir haben tolle Teamchefs, ich bin sicher, die werden die richtigen Leute finden, die die Marke vertreten."
Nur eine Warnung gab er dem noch unbekannten Neuen mit einem Augenzwinkern mit: "Wenn du die Hitze nicht verträgst, dann geh'. Komm' erst gar nicht."