Steht die Mauer zu nahe und in einem ungünstigen Winkel, haben auch die Schutzengel aus Kohlefaser keine Flügel mehr", schrieb die "autorevue". Denn die Schutzengel hatten an diesem Wochenende keine Flügel. Und auch "der liebe Gott hat die Formel 1 verlassen", wie es Niki Lauda fast erschreckend banal ausdrückte.

Schlag. Es war das erste Mai-Wochenende, Imola 1994, vor 15 Jahren. Im Qualifying war der Salzburger Roland Ratzenberger, erst mit 31 Jahren und erst zwei Rennen zuvor in die Formel 1 gekommen, zu Tode gestürzt. An seinem maroden Simtek-Ford war ein Teil des Frontflügels gebrochen. Mit einem Schlag waren 200 kg Anpressdruck weg. Das Auto wurde unlenkbar, Ratzenberger flog seitlich in die Betonmauer und brach sich das Genick.

Technik. Und als am Tag darauf auch Ayrton Senna, 41-facher Grand-Prix-Sieger, drei Mal Weltmeister und für viele noch heute der beste Formel-1-Pilot aller Zeiten, von der Technik erschlagen wurde, da war das, "wie wenn die Sonn' vom Himmel fallt" (Gerhard Berger).

Betonmauer. Am Williams-Renault von Senna war beim Einlenken in die Tamburello-Kurve bei 310 km/h eine dilettantisch geschweißte Lenksäule gebrochen. Auch Sennas Bolide detonierte trotz versuchter Vollbremsung mit 217 km/h an einer Betonmauer. Ein Teil der abgerissenen Radaufhängung bohrte sich durch Sennas Helm.

"König". Die Ankunft von Sennas Sarg in Sao Paulo war ein Staatsempfang. Auf den 25 Kilometern vom Flughafen in die Stadt standen Millionen Menschen. Es wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Sennas Begräbnis war "als wenn ein König zu Grabe getragen worden wäre", wie ein Beobachter sagte. Kampfjets der Luftwaffe flogen ein großes, farbiges Senna-S in den Himmel. Sennas Grab auf dem Friedhof Morumbi ist auch 15 Jahre danach noch eine Pilgerstätte.

Sicherheitsfragen. Zwei Wochen später lag Karl Wendlinger nach einem fürchterlichen Unfall in Monaco 19 Tage im Koma. Danach war in der Formel 1 nichts mehr, wie es vorher war. Die Autos wurden drastisch eingebremst, Cockpits neu konzipiert. Eine Fahrergewerkschaft kümmert sich seither um Sicherheitsfragen, Rennstrecken wurden überarbeitet und Sturzräume ausgeweitet. Mit Erfolg. Seit Imola 1994, seit 15 Jahren, gab es in der Formel 1 kein einziges Todesopfer mehr.