Apropos Adresse. Am Grand-Prix-Wochenende ist das "Pan Pacific"-Hotel direkt am Flughafen von Kuala Lumpur für die Formel 1 reserviert. Das Haus hat fünf Sterne, strahlt asiatische Noblesse aus und wurde im Vorjahr mit einem Award für das weltbeste Airport-Hotel ausgezeichnet. Hier steigen seit Jahren die Teamchefs und Piloten ab. Ross Brawn hat sich mit seinem Team im "IOI Ressort Marriott" einquartiert. Beim Fußvolk der Formel 1. Und er hat dort nicht die Premier-Minister-Suite bezogen. Der Schuppen im Regierungsviertel Putrajaya hat 488 Zimmer, 22 Konferenzsäle und der Frühstücksraum gleicht einer Turnhalle. Das Hotel wirkt etwas abgewohnt, dafür gibt es das Zimmer auch zu Grand-Prix-Zeiten für umgerechnete rund 100 Euro.

Geldnot bei Brawn GP. Das "Brawn Grand Prix Formula One Team" kann nicht mit Geld um sich werfen. Die Rennwagen, Overalls und Helme der Piloten sind nach wie vor weiß. Vom vormaligen Besitzer Honda blieb eine Mitgift von 80 Millionen Euro. Mit dem flippigen Multi-Konzern "Virgin" (u. a. Musik, Mobilfunk, Fluglinien) ist bisher ein einziger Sponsor an Bord. Und das vorerst nur für die beiden ersten Saisonrennen in Australien und Malaysia, mit jeweils schlappen 200.000 Euro.

Kündigungswelle. Unmittelbar nach dem Brawn-Doppelsieg in Melbourne bekamen in der Fabrik 270 der 700 Mitarbeiter ihre Kündigungen in die Hand gedrückt. "Ein unglücklicher Zeitpunkt", wie Ross Brawn zerknirscht eingestand. Wir mussten das Team umstrukturieren." Da Testfahrten während der Saison verboten sind, wurde das eigene Testteam aufgelöst.

Der Wert steigt. Allerdings ist Brawn gerade drauf und dran, zu einer der besten Adressen der Formel 1 zu werden. Beim Qualifying in Australien war über 42 Minuten eines der Brawn-Autos im TV-Bild. Im Rennen kam das "Virgin"-Logo auf acht Minuten und einen Werbewert von 8 Millionen Euro. Nicht zuletzt deshalb soll ein neuer Deal mit "Virgin"-Besitzer Richard Branson offenbar bereits ausgehandelt sein. Bis Saisonende soll Branson pro GP 250.000 Euro zahlen, im nächsten Jahr mit 30 Millionen Euro eventuell das Team übernehmen.

Der Ball liegt bei der FIA. Die Zukunft von "BrawnGP" hängt allerdings vom 14. April ab. Wenn das Berufungsgericht des Automobilverbandes FIA das letzte Wort hat, betreffend Legalität des so genannten Diffusors, der umstrittenen Bodenplatten-Konstruktion an den Autos von Brawn, Williams und Toyota. Inzwischen hat sich auch BMW-Sauber den Einsprüchen von Red Bull, Renault und Ferrari angeschlossen. "Ein Tag, der unsere weitere Richtung vorgeben wird", weiß Ross Brawn.