Blumen wurden gestreut, es wurde gelobt und gepriesen. Der Valencia Street Circuit sei ein neues Monte Carlo. Nur schneller. Der Grand Prix von Europa verlief hingegen bis zur Serie der zweiten Boxenstopps aber wie viele anderen auch. Die im Qualifying gut platzierten sind im Rennen auch nicht zu schlagen. Und so machte sich der Trainingsschnellste Felipe Massa drauf und dran, diesmal den Sieg zu holen, der ihm vor drei Wochen in Ungarn durch einen Motorschaden drei Runden vor Schluss noch geraubt wurde.

Pfusch in der Ferrari-Box. Es schaute auch gut aus. Der Brasilianer selbst machte keine erkennbaren Fehler. Dafür pfuschte die Ferrari-Box. Beim zweiten Stopp schickte sie Massa ausgerechnet in dem Augenblick hinaus, als Adrian Sutil (Force India) die Ferrari-Tankstelle kreuzte. Haarscharf wurde eine Kollision verhindert. Die Kommissare entdeckten eine Regelverstoß ("unsicheres Losfahren in der Box") und traten zur Begutachtung zusammen. Mit 10.000 Euro wurde Ferrari bestraft. Das Urteil geht in Ordnung, war es doch ein Fehler des Teams und nicht von Massa. "Ich war mir auch nie einer Schuld bewusst", meinte der Brasilianer später. "Es war nicht sehr clever von Sutil, er war doch schon überrundet."

Teamfehler. Das war aber nicht die einzige Schrecksekunde, den die Roten fabrizierten. Ein schwächelnder Kimi Räikkönen fuhr bei seinem zweiten Stopp zu früh los, riss seinen Tankwart um, der ins Medical Center (Knöchel- und Rückenschmerzen) gebracht werden musste. Schwerere Verletzungen konnten aber nicht festgestellt werden. Wenige Runden später stoppte ein kapitaler Motorschaden den Finnen.

Massa rückt an Hamilton ran. Mit seinem vierten Saisonsieg rückte Massa bis auf sechs Punkte an den WM-Spitzenreiter Hamilton heran. "Ich freue mich so sehr, nach dem Pech von Ungarn jetzt auf der neuen Strecke gewonnen zu haben." Der zweite Motorschaden bei Ferrari nach Ungarn bereitet aber gleichzeitig Sorgen. "Das Auto ist schnell genug, aber an der Zuverlässigkeit müssen wir mehr arbeiten. Wir werden erst nächste Woche wissen, was bei Kimi genau passiert ist. Im Kampf um die WM entscheidet heuer aber vor allem die Zuverlässigkeit", macht sich Massa so seine Gedanken. Das weiß auch Hamilton. "Gegen Massa hatte ich heute keine Chance. Aber unser Auto ist gut und zuverlässig. Mit dem zweiten Platz bin ich mehr als zufrieden."

Keine Fiesta. Einen Feiertag gab es für Sebastian Vettel. Der deutsche Jungstar brachte seine sechsten Startplatz auch ins Ziel. Die Stimmung im Team von Gerhard Berger war auch prächtig, der Sprung den Toro Rosso gemacht hat war gewaltig. "Das Team hat ein perfektes Wochenende abgeliefert. So macht das Spaß", meinte auch Teamchef Franz Tost. Das Red Bull-A-Team durfte hingegen keine Fiesta feiern. Mark Webber kam über Rang zwölf nicht hinaus, David Coulthard wurde 17. Und auch für die Alonso-Fans unter den 115.000 Zuschauern war das Rennen schon nach der ersten Runde zu Ende. Nach einer Kollision mit Nakajima stieg der Ex-Weltmeister aus dem "schiefen" Renault.