Sie sind jetzt seit bald 45 Jahren in der Formel 1. Ist es für Sie heute noch nach wie vor Liebe oder nur reines Geschäft?
JACKIE STEWART: Ich bin 1965 in die Formel 1 gekommen. Aber es ist nach 43 Jahren für mich noch immer eine wahre Passion. Ich habe es genossen zu fahren. Aber auch der Rücktritt 1973 war für mich eine ganz wichtige und damals auch richtige Entscheidung. Es gab so viele andere Aufgaben wie etwa die Gründung von Stewart Racing mit meinem Sohn Paul.

Was gefällt und missfällt Ihnen heutzutage an der Formel 1?
STEWART: Die Formel 1 ist heute viel größer, viel komplizierter. Die ganze Elektronik in den Autos. Ich glaube, der größte Fehler heute ist der Mangel an interner Kommunikation. Es redet doch kaum einer mit dem anderen. Die Fahrer ziehen sich in ihre privaten Verstecke zurück. Früher saß ich mit Jim Clark an einer Bar - das war nett. Meine Fahrerkollegen waren auch meine Freunde: Rindt, Cevert, Hill, Brabham . . .

Wären Sie Formel-1-Chef, was würden Sie ändern?
STEWART: Die Kosten senken. Aber das ist schwierig und war damals auch nicht anders. Es war wohl nicht so viel Geld im Spiel. Aber schauen Sie: Ferrari, Maserati, Mercedes oder später Lotus -sie alle haben immer versucht, das Beste zu bekommen, um das Beste zu geben. Die Formel 1 macht viel, um die Show zu verbessern. Ohne aber oft zu wissen, ob das überhaupt funktioniert. Nehmen wir das erste Nachtrennen. Wissen wir, wie das ist mit den Scheinwerfern, wenn es feucht ist, wenn es regnet, wie praktisch jeden Tag in Singapur? Das kann ziemlich gefährlich werden.

Wer wird heuer Weltmeister?
STEWART: Ich glaube, Ferrari ist das Maß aller Dinge. Dazu kommen zwei erfahrene Piloten. McLaren hat ein perfektes Auto, aber Piloten ohne Erfahrung. Hamilton ist schnell, aber noch kein Champion.

Es gibt derzeit nur zwei Testfaher aus Österreich in der Formel 1 . Warum haben Klien oder Wurz kein Stamm-Cockpit?
STEWART: Wenn ein Team bemerkt, dass einer ein Siegfahrer ist, dann ist er drinnen, andernfalls eben nicht.

Wie denken Sie über die Sex-Affäre um Max Mosley?
STEWART: Max hat nicht begriffen, welchen Schaden er anrichtet, je länger er bleibt. Er ist der Präsident der vielleicht größten Vereinigung im Sport und trägt die entsprechende Verantwortung. Wenn das einem Sponsor missfällt, ist er weg. Mit allen Millionen. Da sind die Finanzprobleme der Banken ein Klacks.