Laut Angabe von McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh ist Heiki Kovalainen mit etwa 260 km/h von der Strecke abgekommen und hat bis zum Einschlag im Reifenstapel kaum an Tempo verloren. Ein Wrackteil oder ein Stein dürften ins Innere des Rades gelangt sein und die Felge derart beschädigt haben, dass der linke Vorderreifen geradezu explosionsartig Luft verloren hat. Dass Kovalainen den Unfall dennoch nahezu unverletzt überlebt hat, hat mehrere Gründe:

1.Das so genannte Carbon-Fibre-Monocoque, eine knapp über 40 Kilo leichte, aus zwölf Kohlefaser-Schichten gefertigte Box im Inneren der Karosserie eines Rennautos. In dieser Überlebenszelle sitzt der Pilot. Dennoch war Kovalainens Aufprall derart heftig, dass laut McLaren-Kommuniqué ein Stück von etwa 500 Millimeter Länge, also ein knapper halber Meter, des Monocoques abgebrochen ist.

2.Die Crash-Tests für Formel-1-Autos sind seit einigen Jahren rigoroser denn je. Im Auto sitzt laut Technik-Reglement des Weltverbandes FIA ein 75 Kilo schwerer Dummy festgeschnallt. Das Monocoque wird von vorne mit 15 Meter/Sekunde (entspricht 54 km/h), von der Seite mit 10 Meter/Sekunde und mit dem Heck voran mit 11 Meter/Sekunde gegen eine Wand gefahren. Maximale Verzögerung, Energieaufnahme und Verformung sind genau festgelegt. Und die Überlebenszelle muss dabei völlig in Takt bleiben. Vom Einschlag des McLaren bis zum endgültigen Stillstand des Wracks lagen laut gestriger Berechnungen 100 Millisekunden, normalerweise sind es bei Formel-1-Unfällen 20 bis 30 Millisekunden. Diese unüblich langsame Verzögerung dürfte Kovalainen gerettet haben.

3.Der Kopf- und Nackenschutz "Hans" (head and neck support) hat, wie schon Robert Kubica bei seinem fürchterlichen Unfall im Vorjahr in Montreal, auch Heiki Kovalainen das Leben gerettet. Beim Aufprall wirkten Kräfte von 40 g, das Vierzigfache seines Körpergewichts, auf Kovalainens Nackenbereich.

Seit dem Jahr 2003 ist das Tragen von "Hans" in der Formel 1 Pflicht. Es handelt sich dabei um eine Art mit Schaum gefüllten Kragen, der mit zwei Bändern an einem Gerüst fixiert ist und für eine kontrollierte Verzögerung sorgt. Zudem schützt den Kopf des Piloten eine Schaumhülle im Inneren des Cockpits. <