Vermutlich wurden Sie inzwischen schon hundert Mal gefragt. Darf ich mich als Hunderterster anschließen? Wer wird Weltmeister?
NIKI LAUDA: Eines ist klar: Jeder der glaubt, dass Hamilton durch seinen Ausrutscher in Shanghai einen Schaden davongetragen hat, liegt falsch.

Also Lewis Hamilton?
LAUDA: Mir würde das taugen. Die größte Sensation, die die Formel 1 je erlebt hätte. Hamilton hat vor zwei Wochen einen Mini-Fahrfehler (mit kaputten Reifen bei der Boxeneinfahrt in den Kies gerutscht, Anm.) gemacht, gesteht den auch ein. Damit ist die Sache für ihn abgehakt.

War das ein Fehler, der passieren darf?
LAUDA: Nicht passieren soll, aber darf. Auf jeden Fall wäre er mir nach drei WM-Titeln auch passiert. Hamiltons Reifen waren total im Eimer, die Boxeneinfahrt noch feucht - jeder andere wäre dort auch rausgeflogen.

Wenn wir bei hätte, wäre, würde sind. Wie viel Schuld hat McLaren getroffen?
LAUDA: Viel. McLaren hat das verbockt. Hätten sie Hamilton zwei Runden früher an die Box geholt, wäre er heute schon Weltmeister. Aber wie gesagt: Hinausgerutscht ist er selbst, das war aber sein erster und einziger Fehler heuer - jetzt macht er garantiert keinen mehr.

Kann es nicht auch sein, dass Hamilton selbst einfach zu viel auf eine Karte gesetzt hat?
LAUDA (lacht): Ich bin in der Früh im Hotel mit dem Martin Whitmarsh (McLaren-Geschäftsführer, Anm.) im Lift gestanden und habe ihm gesagt, er soll dem "Kleinen" einen schönen Gruß von mir ausrichten und dass er taktisch fahren soll. Er musste ja nicht gewinnen. Aber prompt ist Hamilton auf Sieg und auf sonst gar nichts gefahren.

Wie wird man sich denn seitens McLaren gegenüber einem Fernando Alonso verhalten?
LAUDA: McLaren kann da nix beeinflussen. Die stehen nach der Spionageaffäre ohnehin auf der Abschussliste. Und was immer McLaren tricksen würde, auf dem Fernsehschirm, im Computer, überall lässt sich alles penibel nachweisen.