1.Worum geht es in diesem angeblich größten Spionage-Skandal der Formel-1-Geschichte überhaupt?
ANTWORT: Ein gewisser Nigel Stepney, einst Chefmechaniker am Auto von Michael Schumacher, hat, nachdem er zu Jahresbeginn ins Testteam von Ferrari rückversetzt worden war, 780 Seiten geheimer Ferrari-Daten an seinen Freund Mike Coughlan, zu diesem Zeitpunkt Chef-Designer bei McLaren, weitergeleitet. Ein Mitarbeiter eines Copy-Shops hat im Juni die Affäre auffliegen lassen, als Coughlans Frau Trudy die Daten auf zwei CD-Roms kopieren wollte.

2.Gibt es Beweise, dass McLaren die zugespielten Daten verwertet und daraus Profit schlagen hat können?
ANTWORT: Das ist die Schlüsselfrage bei der heutigen Verhandlung in Paris. McLaren-Boss Ron Dennis behauptet, außer dem umgehend entlassenen Mike Coughlan habe niemand in seinem Rennstall Zugriff zu den Ferrari-Daten gehabt. Ferrari-Rennchef Jean Todt behauptet das Gegenteil. Er will angeblich 166 Seiten neues, belastendes Material vorlegen und damit beweisen, dass McLaren mit den Ferrari-Daten sogar experimentiert haben soll und diese sehr wohl auch in des heurige Rennwagen-Modell einfließen habe lassen.

3.Sind auch die beiden McLaren-Piloten in den Skandal involviert?
ANTWORT: Es liegen Aufzeichnungen eines E-Mail-Verkehrs vor, wonach sich Weltmeister Fernando Alonso und Testpilot Pedro de la Rosa bereits vor Saisonbeginn über die Ferrari-Daten "unterhalten" hätten. Auch der Name von WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton soll im Beweismaterial vorkommen.

4.Wer entscheidet über etwaige Sanktionen?
ANTWORT: Das so genannte "World Motor Sport Council" der FIA. Es setzt sich aus 26 Mitgliedern zusammen und an seiner Spitze steht FIA-Präsident Max Mosley. Bereits am 26. Juli stand die Spionage-Affäre bei jenem Weltrat auf der Tagesordnung. Mangels Beweisen wurde McLaren damals freigesprochen. Die FIA behielt sich jedoch vor, das Urteil im Falle neuer Beweise eventuell zu revidieren.

5.Welches Strafmaß wäre bei einer Verurteilung von McLaren vorgesehen?
ANTWORT: "Sollte sich herausstellen, dass McLaren schuldig ist, werfen wir das Team für 2007 und auch gleich für 2008 aus der WM", hat Max Mosley gedroht. Und Italiens "La Gazzetta dello Sport" schrieb bereits "Addio, McLaren!", so erdrückend sollen die Beweise sein. Von einer saftigen Geldstrafe (bis zu zehn Millionen Dollar), über Punkteabzüge nur für das Team und die Konstrukteurs-WM oder auch für die Piloten bis zum WM-Ausschluss oder einer Sperre für mehrere Rennen ist heute alles möglich.