Die Enttäuschung der Fans auf den Tribünen war riesig, der Jubel bei Jenson Button umso größer: Was nach dem Qualifying kaum noch einer geglaubt hatte, wurde Wirklichkeit: Der Brite sicherte sich mit seinem fünften Platz in Interlagos bereits ein Rennen vor Saisonende den Weltmeistertitel, das Brawn-Team die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft - und der große Verlierer war wieder einmal Rubens Barrichello. Der konnte aus seiner Pole-Position nicht viel machen, und selbst wenn er nicht kurz vor Schluss noch einemal zu einem zusätzlichen Boxenstopp hätte hereinkommen müssen, hätte es für den Brasilianer nicht gereicht, die Titelentscheidung noch einmal aufzuschieben. "World Champion, wow, wow, wow" - jubelte Button noch im Auto, als ihn Felipe Massa, der die Zielflagge schwang, abgewunken hatte, wie zuvor die ersten drei, Mark Webber im Red Bull, Robert Kubica, der für BMW-Sauber noch einmal einen Podiumsplatz holte. Im Parc Fermé gratulierte Barrichello fair, auch Vorgänger Hamilton, die ganze Brawn-Truppe lag sich jubelnd in den Armen - unter betretenem Schweigen der 50.000, die sich mehr als schwertaten, den neuen Weltmeister zu feiern.

Unglaubliche Arbeit

Dabei hatte es für Button nach dem nur 14. Startplatz im verregneten Qualifying ganz schlecht ausgesehen, doch der Brite startete, wie auch Sebastian Vettel, den es am Samstag mit Rang 15 in der Regenlotterie ebenfalls übel erwischt hatte, eine tolle Aufholjagd. Doch während dem Heppenheimer Rang vier nur die Genugtuung einbrachte, jetzt in der WM-Wertung an Barrichello vorbei auf Rang zwei nach vorne gekommen zu sein, reichten die vier Punkte Button zum Titel. Teamchef Ross Brawn war fast sprachlos: "Es wird noch dauern und es ist etwas Besonders. Die Arbeit, die über den Winter gemacht wurde, ist unglaublich und man muss denen allen danken, es ist die Arbeit des Teams. Jenson hat ein fantastisches Rennen geliefert, auch wenn wir ein wenig Pace verloren hatten."

Mitgeholfen hatte dabei freilich auch das Chaos in der Startphase: Adrian Sutil drängte Jarno Trulli ein bisschen ab, der verlor auf dem Randstein den Toyota aus der Kontrolle, krachte voll in Sutil, die beiden flogen spektakulär ab, Sutil nahm dann auch noch Alonso mit. Worauf erstens das Safety-Car heraus kam, doch damit noch nicht genug der Aufregung: Während der Safety-Car-Phase kamen die beiden Finnen Räikkönen und Kovalainen an die Box. Als Kovalainen dann an der McLaren-Box losfuhr, riss er den Tankschlauch mit, Benzin lief aus, entzündete sich und hüllte den kurz dahinter kommenden Räikkönen-Ferrari sogar für einen kurzen Moment in einen Feuerball, zum Glück ohne Folgen.

Für Red Bull war es am Ende ein Sieg mit einem ganz leicht bitteren Beigeschmack: Mit Mark Webber stand ein bisschen der "Falsche" ganz oben auf dem Podium, hätte Sebastian Vettel nicht das vepatzte Qualifying gehabt, wäre für ihn sicher auch ein Sieg möglich gewesen. Auch die begeisterten Komplimente von seinem Teamchef Christian Horner, "Sebastian ist ein unglaubliches Rennen gefahren", konnten ihn nicht trösten. Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko lobte ebenfalls: "Er war unglaublich stark. Wir sind jung, wir wissen, wo wir noch das eine oder andere verbessern können, wir werden nächstes Jahr wieder angreifen. Und: Selbst wenn Sebastian heute gewonnen hätte - Button hätte sein fünfter Platz trotzdem zum Titel gereicht."