Rubens Barrichello ist nach 17 Jahren schon fast ein Formel-1-Urgestein, das schon alles erlebt hat. Unfälle, Siege, Niederlagen, Demütigungen. Er wurde geschätzt als treuer und zuverlässiger Mitarbeiter. Er war und ist es gewohnt, im Schatten einer Nummer eins zu stehen. Zu sehr haben den 37-jährigen Brasilianer die Ferrari-Jahre neben Michael Schumacher gezeichnet. So hat er sich damals selbst einen Titel gegeben: "Ich bin die Nummer 1b."

Und jetzt das große Comeback des Altmeisters, mit den Siegen in Valencia und am Sonntag in Monza. Wie bei Ferrari steht auch jetzt bei BrawnGP der Strategie-Experte hinter der Boxenmauer. Der Fuchs der Formel 1 steuert seine Piloten zum Sieg wie Marionetten am Schnürrchen. Teamchef Ross Brawn hat Barrichello in Valencia die ideale Gaspedalstellung ins Cockpit gefunkt, am Sonntag mit der Ein-Stopp-Strategie das Erfolgskonzept perfekt ausgerechnet. Und Barrichello, natürlich auch Button, setzen das perfekt um. Was Brawn zum Lob beflügelt: "Rubens, phantastisch, es ist so wie früher."

Barrichello auf der Lauer

Mit dem Doppelsieg Barrichello vor Button hat BrawnGP in Italien eindrucksvoll zurückgeschlagen, wieder die Nasen des weiß-gelb-schwarzen Boliden klar in Richtung WM-Titel gestellt. Nur ist plötzlich nicht der Seriensieger der ersten Saisonrennen, Jenson Button, der große Favorit, sondern der Paulista, der seinen Teamkollegen in den vergangenen vier Rennen den Auspuff gezeigt hat.

Barrichello hofft nur, dass sich die Geschehnisse nicht wiederholen. Zweimal hat in Jean Todt bei Ferrari zurückgepfiffen, um Schumacher nicht in die Quere zu kommen. Das "let pass Michael for the championship" hängt ihm noch nach, muss er sich trotz aller Abgebrühtheit immer wieder daran erinnern. Bei Brawn dürfte sich das aber doch nicht wiederholen. Bei einem Rückstand von 14 Punkte und noch vier ausstehenden Rennen spürt Barrichello, das noch etwas geht. Und er weiß, dass Ross Brawn ihn schätzt und nicht im Stich lassen wird. Diese Situation beflügelt Barrichello, der, sollte er den WM-Titel gewinnen einen neuen Rekord aufstellen wird. Denn niemand hat mehr Rennen (284) für den "Lebenstraum" gebraucht.

Apropos beflügelt. Die Flügel gestutzt wurden klarerweise den Red Bulls. Webber in Runde eins im Out. Und Sebastian Vettel rutschte auch nur deshalb in die Punkte, weil Lewis Hamilton auf der Verfolgung von Buttton zu sehr übertrieb und den McLaren im Finish in die Mauer des Lesmo-Kurve setzte.