Sir Stirling, Sie werden am 17. September 80 Jahre - und fahren, wie bei der Ennstal Classic, immer noch gern schnell?
STIRLING MOSS: Ja natürlich, wenn die Straßen so fantastisch wie hier sind. Darum bin ich das 14. Mal hier. Das ist meine Lieblings-Rallye.

Seit 1999 dürfen Sie sich "Sir" nennen. Bringt der Adelstitel denn Vorteile mit sich?
MOSS: Finanziell nicht. Aber es wird einem ein gewisser Respekt entgegen gebracht und öffnet manchmal Türen. Es macht das Leben ein wenig leichter.

Wenn Sie die Queen wären, wen würden Sie adeln?
MOSS: Puh, diese Frage hat mir noch niemand gestellt. Ich hätte John Heath, den Mann, für den ich gefahren bin, geadelt. Und wenn er Engländer wäre, vielleicht auch Michael Schumacher.

Ist er der beste Fahrer aller Zeiten?
MOSS: Nein. Er ist sehr gut und sicher der Beste im modernen Zeitalter. Aber man kann seine Zeit nicht mit früher vergleichen, als es sehr gefährlich war. Es macht einen Unterschied, wenn du in ein Rennen startest, in dem du sogar sterben kannst. Heute stirbt man wohl nur, wenn man von einem herumfliegenden Rad getroffen wird. Zu meiner Zeit haben wir jedes Jahr zwei oder drei berühmte Fahrer verloren.

Die Gefahr war also ständig präsent?
MOSS: Ja, und sie war auch der Grund, warum ich Rennen gefahren bin. Sie war Teil der Attraktivität. Der Nervenkitzel hat es so interessant gemacht.

Was wäre denn aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht Rennfahrer geworden wären?
MOSS: Gute Frage. Ich hatte mit 32 einen schweren Unfall, danach war meine Karriere zu Ende. Also musste ich etwas tun, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und wenn man keine Erfahrung auf irgendeinem Gebiet hat, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man wird Politiker oder man steigt ins Immobiliengeschäft ein - das habe ich auch gemacht.

Verfolgen Sie die Formel 1 noch?
MOSS: Ich sehe mir jedes Rennen an. Es ist noch interessant, aber nicht mehr aufregend. Es ist eine Schande, dass der Fahrer heute nur mehr einen sehr geringen Anteil am Erfolg hat. Der Fahrer hat nicht mehr die Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu zeigen. Juan Manuel Fangio machte noch 20 bis 25 Prozent aus. Sebastian Vettel, der heute der wahrscheinlich schnellste Fahrer ist, nur mehr ein oder zwei Prozent.

1958 haben Sie sich gegen die Disqualifikation eines Konkurrenten eingesetzt und auch deswegen den WM-Titel um einen Punkt verloren. Bereuen Sie das heute?
MOSS: Überhaupt nicht. Titel waren für mich nicht so wichtig. Wichtig war mir der Respekt der anderen Fahrer. Das Problem mit dem WM-Titel ist, dass er das wichtigste im ganzen Jahr ist. Das sollte nicht so sein. Das wichtigste Rennen ist immer das, das ich heute bestreite. Heute kann ich getötet werden, heute kann ich gewinnen oder verlieren. Aber heute ist die WM wichtiger, als Rennen zu gewinnen. Das gefällt mir nicht, das ist kein Rennsport mehr.

Wie viele Strafzettel haben Sie denn bekommen?
MOSS: Nicht viele. Vier oder fünf vielleicht. Weil ich so viele Rennen gefahren bin, dass für private Fahrten kaum Zeit blieb.

Heute sprechen Sie in der Zeichentrick-Serie "Roary, der Rennwagen" den Erzähler.
MOSS (lacht): Das ist eine lustige Sache. Obwohl es nicht leicht ist. Eine ganz neue Herausforderung für mich. Mein Manager meinte einmal, die Kinder wissen heute nicht, wer Stirling Moss ist. Jetzt schauen die Kinder das mit ihren Großeltern und die erklären ihnen, wer Stirling Moss ist.

In Rente zu gehen, scheint für Sie keine Alternative zu sein?
MOSS: Ganz und gar nicht. Allein der Gedanke daran ist schrecklich. Meine Philosophie lautet: "Bewegung ist Ruhe". Wenn ich etwas tue, bin ich entspannt.

Sie waren stets ein Liebling der Öffentlichkeit.
MOSS: Man kennt meinen Namen, obwohl ich seit fast 50 Jahren kein ernsthaftes Rennen mehr gefahren bin. Ich bin immer greifbar geblieben. Wenn ich um meine Meinung zum Rennsport gefragt werde, gebe ich gerne Auskunft. So bleibt man im Gespräch.

Das heißt, Sie werden auf der Straße noch erkannt?
MOSS: Ja. Das ist manchmal anstrengend, aber auch wichtig. Zum Glück kennen die Leute eher meinen Namen als mein Gesicht.