Jackie Stewart war zwar bereits Anfang der 70er-Jahre drei Mal Weltmeister. In England hat sein Wort aber auch heute noch so viel Gewicht, wie etwa jenes von Niki Lauda im deutschsprachigen Raum. Und zur Causa prima in der Formel 1 wurde Stewart, wie immer in Hosen und Kappe im einheitlichen Schottenmuster gekleidet, die letzten beiden Tage von einem Interview zum nächsten gereicht.

Zerschlagung. EinschüchterungstaktikStewart war nie ein Freund von Max Mosley, dem Präsidenten des Automobil-Weltverbandes FIA. Für das derzeitige Chaos und die drohende Zerschlagung der Formel 1 macht er Mosley verantwortlich. Er agiere mit "bully-boy tactics", mit Einschüchterungstaktik, Mosley sei ein Diktator und Stewart fordert ganz offen dessen Rücktritt.

An den Pranger. Auch Englands Presse stellte Max Mosley gestern an den Pranger: Mad Max (Daily Mirror) und Max Attack (Daily Record) stand in den Schlagzeilen. Und "The Independet" stellte offen die Frage, ob es "das Ende der Straße" für Max Mosley sei?

Dunkle Seiten. Max Mosley, promovierter Physiker und Jurist, renommierter Anwalt mit Wohnsitz Monaco, ist seit vier Jahrzehnten im Rennsport und seit 1993 Präsident der FIA. Sein unerbitterlicher Kollisionskurs im Formel-1-Streit ist aber vor allem Gelegenheit, die dunklen Seiten im Leben eines der mächtigsten Männer der Sportwelt wieder aufzurollen.

Gefilmt. Von dessen Vater, Sir Oswald Mosley, in den 30er-Jahren Anführer der britischen Faschisten, war gestern in den Zeitungen zu lesen. Natürlich auch von jener Sex-Orgie im Vorjahr mit fünf Prostituierten, bei der Mosley heimlich gefilmt wurde. Und vom seinem 39-jährigen Sohn Alexander, Anfang Mai in einer Londoner Wohnung an einer Überdosis sechs verschiedener Drogen gestorben.

Um Kopf & Kragen. Am kommenden Mittwoch wird sich der FIA-Weltrat in Paris als höchste Instanz der Formel 1 annehmen. In Silverstone war gestern bereits die Rede, dass nur ein Rücktritt Mosleys die endgültige Zerschlagung verhindern könnte. Zumindest dazu, sich im heurigen Oktober nicht neuerlich der Wahl zu stellen, soll Mosley überredet werden. Er denke gar nicht daran, abzutreten, ließ Max Mosley aber ausrichten. "Jetzt erst recht nicht!" Denn eine zweigeteilte Formel 1 hält er nach wie vor für ausgeschlossen.