The Straites Times" ist eine der größten Tageszeitungen von Singapur. Sie gilt als verlängerter Arm der Regierung und als nicht besonders unabhängig. Weil der Staat quasi auch Eigentümer des Nacht-Grand-Prix ist und für 60 Prozent der jährlichen Kosten von 80 Millionen Euro aufkommt, waren "The Straites Times" womöglich sogar von höchster Stelle beauftragt, hinter das Geheimnis der heurigen Formel-1-Saison zu kommen. "Was Red Bull Flügel verleiht", kündigte das Titelblatt plakativ an.

Auf den folgenden Seiten wurde das Auto von WM-Spitzenreiter Mark Webber aber weder sonderlich detailliert seziert, schon gar nicht war Neues zu erfahren. Und jener Unterboden, der laut Konkurrenz das große Geheimnis, wenn nicht sogar illegal sein soll und der vor zehn Tagen auch in Österreich zur Art Staatsaffäre gemacht wurde, war in Singapur überhaupt kein Thema mehr.

"Ich weiß nicht, wer diesen Unfug in die Welt gesetzt hat? Wir mussten an unserem Auto nichts umbauen und wir werden nichts umbauen", sagte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz nach seinem Kurzbesuch beim letzten Grand Prix in Monza hörbar verärgert. Der Unterboden sei zu weich, daher flexibel, würde sich unerlaubter weise verbiegen und verwinden, hatte es geheißen. Die Techniker des Automobilverbandes FIA hätten Red Bull bis zum letzten Schräubchen zerlegt, daraufhin eine Neukonstruktion der Bodenplatte angeordnet.

Man sei in den letzten Wochen und Monaten mehrfach getestet worden, so auch zuletzt in Monza, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko. "Aber alle Tests waren okay, es hat keine einzige Beanstandung gegeben." Zwar wurde die Belastungsprobe des Unterbodens im Sommer von 100 auf 200 Kilo verdoppelt. "Aber das hat alle Autos betroffen, es ist keine Lex Red Bull", unterstreicht Marko. Lediglich um eine "marginale Verstärkung" sei es danach gegangen. Außerdem bereits vor Monza, nicht erst danach.

Und jene zwei bis drei Millimeter, um die Red Bull sein Rennauto nun höher abstimmen müsse, dadurch Erhebliches des Vorsprunges verlieren könnte? Sie kosten Marko einen Lacher. "Ganz im Gegenteil. Wir sind mit einem Upgrade-Paket nach Singapur gekommen, das uns weitere zwei Zehntel schneller machen sollte." Beide Autos gehen am Freitag mit einer weiterentwickelten Monaco-Konfiguration in die ersten Trainings. In Monaco feierte Red Bull mit Mark Webber vor Sebastian Vettel einen Doppelsieg. "Und ein Eins-Zwei-Ergebnis ist auch hier unser ganz klares Ziel", sagt Marko abschließend.