Normalerweise werden Sieger bei Pressekonferenzen des Automobilverbandes mit tosendem Applaus empfangen. Nach dem GP von Deutschland auf dem Hockenheimring war es völlig anders. Mit Pfiffen und Buuh-Rufen wurden die Ferrrari-Piloten empfangen. Der Sport sei wieder nach der plumpen Stallorder, nach der Felipe Massa Teamkollegen Fernando Alonso überholen lassen musste, auf der Strecke geblieben.

Reglement-Anpassung

Dass die vielleicht überforderten Sportkommissare eine 100.000-Dollar-Strafe aussprachen, den Fall zur weiteren Untersuchung dem Motorsport-Council der FIA übergaben beweist zumindest, dass es sich um ein klares Vergehen, um einen Verstoß gehandelt hat. Und die ganze Geschichte nicht bagatellisiert wird. Die Herren in Paris werden nun entscheiden, ob Ferrari noch härter bestraft wird oder - auch das ist möglich - ob das Reglement erneut angepasst wird.

Bemerkenswert ist aber, dass ausgerechnet ein gewisser Jean Todt als FIA-Präsident auch der Vorsitzende des Councils ist. Und dieser Monsieur Todt war zwischen 1993 und 2006 Ferrari-Teamchef und saß 2002 am Österreichring auf dem Befehlstand von Ferrari. Und er hat damals Barrichello eingebremst, den Sport betrogen. Viele Wettbüros und ihre Kunden fühlten sich verschaukelt, sogar eine Millionenklage lag in der Luft.

Damals reagierte die FIA blitzschnell und führte ein rigoroses Verbot jeglicher Stallorder ein. Jetzt soll Jean Todt im neuen Ferrari-Schurkenstück ein Urteil fällen. Ein Schelm, wer da Befangenheit ins Spiel bringt. Zumal ja auch Todt jr. Manager von Felipe Massa ist. Man kann nur hoffen, dass Todt senior ein astreines Urteil mitträgt. "Uns geht es vor allem darum, ob es in puncto Stallregie ein ordentliches Gesetz gibt, oder nicht", meinte auch Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. Von sich aus werde Red Bull wie auch die anderen Teams nicht aktiv. "Und geht es um Klarstellung".

Verbot ist Gesetz

Das Verbot der Stallorder ist Gesetz. Basta. Verwerflich ist auch, wie sich die Ferrari-Leute im Anschluss gewunden haben. Eiskalt wurde behauptet, es habe nie eine Stall-order gegeben, behauptete Ferrari-Chef Domenicali. Man habe den Fahrern nur Informationen gegeben. Und auch Massa schwor mit versteinerte Miene, dass er selbst entschieden habe. Hätte sich Massa in der Spitzkehre doch nur verbremst, kein Mensch hätte aufgeschrien.

Wenn Stallregie bei all den Millionen, die im Spiel sind, ohnehin passiert, vielleicht auch versteckt, dann wäre es doch gleich geschickter, das Verbot wieder aufzuheben. Dazu kann sich das Motorsport-Council auch entschließen. "Aber das alles macht es ja auch aus, ist part of the game", so Alexander Wurz. "Streit macht's doch spannender".