Zwei wunderbare Nationalteams in der Formel 1. So oder ähnlich lauteten die Schlagzeilen im Winter. Auf der einen Seite die deutschen Mercedes-Silberpfeile mit Michael Schumacher und Nico Rosberg. Auf der anderen die Briten von McLaren mit Lewis Hamilton und Jenson Button.

Im chrompolierten Auto hat sich ein Dreamteam zusammengefunden. Der alte Weltmeister mit dem neuen. Der eiskalte Profi Hamilton gegen den lebensfrohen, etwas volkstümlichen Button. Englands Presse hat die Überlegenheit gegenüber den Deutschen zur neuen, Wunden heilenden Seifenoper erkoren. Als Trostpflaster zum WM-Debakel von Wayne Rooney und seinen Spießgesellen.

Also McLaren, Lewis und Jenson. Der eine - der erst 24 Jahre alte Hamilton - brauchte nur 35 Rennen, um Weltmeister zu werden; der andere - der 29 Jahre alte Button - musste 169 "Anläufe" lang darauf warten. Schon die Väter machten den Unterschied. Anthony Hamilton, mittlerweile lenkt er nicht mehr die Geschicke, wollte aus seinem Sohn einen "Tiger Woods" des Motorsports machen. Für John Button, ehemals Rallyecross-Haudegen, ist die Formel 1 eine einzige Party. Und bisher haben sich alle Prognosen, das Duell ende für beide im Tal der Tränen, überhaupt nicht erfüllt.

Die beiden McLaren-Piloten entpuppen sich als Teamplayer und verwerten jeden Elfmeter, den die Deutschen (Schumacher, Vettel usw.) verschießen. So gewann Button in Australien und in China, Hamilton in der Türkei und in Montreal. McLaren führt in der Konstrukteurs-WM, Hamilton vor Button in der Fahrerwertung. Aber es geht heuer so eng zu, dass sich das Spiel von Rennen zu Rennen umdrehen kann. Auch in den 90 Minuten, mit dem Heimvorteil, in Silverstone. "Es hat nicht viel zu sagen, dass ich jetzt vorne bin", meinte Hamilton.

Auf Titel getrimmt

Während Button den Titel im Vorjahr - ohne seine Leistungen schmälern zu wollen - durch die Diffusor-Überlegenheit der BrawnGP gewonnen hat, war Hamilton immer auf WM-Titel eingestellt (worden). Einzig seine Ungeduld verhinderte den Titelgewinn schon im ersten Jahr (2007), als er im Kiesbett von Schanghai die Krone verspielte. Seine Aggressivität hat er bis heute nicht eingebüßt. Auch wenn er seine Vollgas-Mentalität ein bisschen gegen den Gedanken ans Punktesammeln eingetauscht hat. Er hat wie Button, dem Eichhörnchen der Branche, bis auf ein Mal immer gepunktet.

In Silverstone treten die beiden Champions geschlossener, noch friedlicher, fast liebevoll auf. "Nicht mehr als eine PR-Masche", ist Mark Webber von Red Bull Racing überzeugt. "Am Ende wird es zwischen ihnen noch Ärger geben, eher, als viele glauben", so der Australier im Vorfeld von Silverstone. Wenn Red Bull wieder zuschlägt, ist es doch für die Briten tröstlich, dass das österreichische Team, seinen Hauptsitz in Milton Keynes, gleich ums Eck von Silverstone, hat.