Irgendwie passen die Bilder nicht zusammen. Unter den alten Gewölben der Markthallen von Valencia sind die Hightech-Trucks der Formel 1 aneinander geschlichtet. Und hinter den mondänen Jachten im Hafenbecken erinnern die Werfthallen noch an den America's Cup und dessen Gigantismus. So etwas wie Monumente des Schwachsinns.

Nach endlosem Gerichtsstreit und tagelanger Flaute war der prestigeträchtigste Segelbewerb der Welt im heurigen Februar zur völligen Farce verkommen. Mit dem Aufwand aberwitziger Millionensummen hat BMW Oracle Racing Verteidiger Alinghi zwei Mal besiegt. Womit die einstige "Formel 1 der Meere" nach nur zwei Tagen wieder vorbei war.

Der Formel 1 wurde entlang des Hafens mit dem "Valencia Street Circuit" vor zwei Jahren der vierte Stadtkurs neben Monaco, Singapur und Melbourne konstruiert. Unumstritten ist auch dieses Rennen nicht. Die Strecke gilt als todlangweilig, ein Überholen ist nahezu unmöglich. Und weil im Vorjahr in der brütenden August-Sonne keine Zuschauer kamen, musste der "Grand Prix von Europa" heuer zwei Monate nach vorne verlegt werden.

Für die Formel 1 geht in Valencia die erste Saisonhälfte zu Ende. Und nach zwei McLaren-Siegen in Istanbul & Montreal hat sich Red Bull zumindest im Qualifikationstraining seine Überlegenheit dieser ersten Halbzeit wieder zurückgeholt. Sebastian Vettel steht zum vierten Mal, Red Bull zum achten Mal in neun Rennen auf Poleposition, zum vierten Mal stehen beide Red Bull in der ersten Startreihe.

Die Konkurrenz versucht indes mit "Raubkopien" ihre Autos jenem von Red Bull anzugleichen. McLaren, Renault und Ferrari haben in Valencia erstmals den sogenannten Diffusor, das hintere Ende des Unterbodens, von Red Bull kopiert. Der Auspuff wurde dabei in den Diffusor integriert, was für eine zusätzliche, günstige Luftströmung sorgt. Der Erfolg ist noch ein eher bescheidener. Lewis Hamilton (McLaren) steht auf Platz drei, der Großangriff von Ferrari endete auf den Rängen vier und fünf, der beste Renault (Kubica) ist Sechster.

"Es ehrt uns, wenn unser Auto kopiert wird. Aber das ist nicht so einfach", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Durch das radikale Verbot von Testfahrten können Neuerungen nur am Computer und bei diversen Simulationen erprobt werden. Jeder Einsatz auf der Rennstrecke wird zur Fahrt ins Blaue.

Womit Red Bull deutlich mehr Erfolg zu haben scheint, als seine Verfolger. Denn auch Red Bull tüftelt schon seit Längerem an einer "Raubkopie" des F-Schachtes von McLaren herum, am Sonntag in Valencia wird er erstmals im Rennen eingesetzt. Das ist jenes ebenso simple wie revolutionäre System, bei dem der Rennfahrer mit Knie oder Hand einen Lufteinlass am Cockpit öffnen oder schließen und damit die Aerodynamik beeinflussen kann. Sebastian Vettel stapelt zwar tief, sagt, dass der F-Schacht "keine Welten" bringen würde. Interne Simulationen haben aber drei Zehntel pro Runde ergeben. Auf die heutige Renndistanz umgerechnet 17 Sekunden zusätzlichen Vorsprung.