Jedes Jahr dasselbe Theater in Malaysia. Es ist absehbar, dass das Rennen im Wetterchaos enden wird. Was natürlich auch an der Startzeit liegt: Denn, dass es hier, fast am Äquator, irgendwann zwischen 16 und 18 Uhr praktisch täglich einen Wolkenbruch gibt, der derartige Wassermengen auf die Strecke wirft, weiß jeder, der sich einmal ein bisschen länger als nur einen Tag in Kuala Lumpur oder an der Strecke von Sepang aufgehalten hat. Letztes Jahr war es bei einer Startzeit von 17 Uhr ja so weit gekommen, dass es nach dem vorläufigen Rennabbruch wegen der Wassermassen so schnell dunkel wurde, dass an einen Neustart nicht mehr zu denken war. Deshalb ging man jetzt doch wieder um eine Stunde zurück, auf 16 Uhr Ortszeit. Das löst dann zwar vielleicht das Lichtproblem ein bisschen besser, aber immer noch nicht das des unberechenbaren Regens.

Alonso & Co. abgeschlagen

Im Qualifying am Samstag bekamen alle davon schon mal einen Vorgeschmack. Zehn Minuten bevor es um 16 Uhr losging, öffnete der Himmel seine Schleusen - und das große Rätselraten ging los: Wann fährt man wohl am besten mit welchen Reifen raus? Wer sich auf die Wettervorhersage - das Wetterradar von Meteo France - verließ, war diesmal verlassen: So wie Ferrari und McLaren - die daran glaubten, dass es nach ein paar Minuten aufhören würde zu regnen. Die warteten erst mal in der Box, nur, um dann von noch stärkerem Regen überrascht zu werden. Mit dem Ergebnis, dass Alonso, Massa und Hamilton im ersten Qualifying-Teil ausschieden.

Auch Mercedes hätte es beinahe erwischt, "es war knapp", gab Ross Brawn zu. Warum man denn nicht einfach auf Nummer sicher gehe und auf jeden Fall erst mal eine Runde fahre? "Sehr gute Frage", musste das Technikgenie zugeben, "und ich glaube, das nächste Mal machen wir das auch."

Immerhin, es ging für die Silbernen ja noch mal gut - und am Ende, nach einem zwischenzeitlichen Komplettabbruch wegen zu großer Wassermassen auf der Strecke, stellte Nico Rosberg den Mercedes sogar in die erste Startreihe, nur geschlagen vom Australier Mark Webber im Red Bull, der riskant gepokert hatte - und gewann: Webber, wohl auch in dem Wissen, normalerweise gegen seinen Teamkollegen Sebastian Vettel im Qualifying leicht unterlegen zu sein, fuhr als Einziger am Ende mit den sogenannten Intermediates statt der echten Regenreifen auf die Strecke. Eine Entscheidung, die er allein mit seinem Renningenieur traf - "das Team war eigentlich sogar eher dagegen", so Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko. Vettel landete mit "normaler" Strategie und "nicht ganz optimaler Runde" immerhin noch auf Platz drei.

Nur auf Rang acht: "Regengott" Michael Schumacher, der mal wieder etwas dazulernte: "Früher haben die Regenreifen konstant ein paar Runden gehalten, darauf habe ich mich verlassen, erst mal eine Sicherheitsrunde hingelegt - aber als ich dann attackieren wollte, waren die Reifen schon hinüber."

Kommerz statt Sicherheit

Die großen Diskussionen am Samstagabend im Fahrerlager von Sepang drehten sich aber nur um eines: "Was passiert diesmal im Rennen?" Eine tolle Show erwarten sich viele - vor allem die, die nicht selbst im Auto sitzen müssen und sich von draußen amüsieren. Nico Rosberg sieht beide Seiten: "Natürlich, wenn wir Glück haben und der Regen, der ja fast sicher kommt, nicht zu schlimm wird, ist ein extrem spannendes Rennen und eine gute Show eher wahrscheinlich als bei normalen Bedingungen. Aber die Frage ist: Wo ist die Grenze?"

Was viele Fahrer ärgert: Das ganze Chaos könnte ausbleiben, würde man einfach zwei Stunden früher starten - also 14 Uhr Ortszeit, wie bei den meisten Europa-Rennen auch. Aber da hat Bernie Ecclestone aus kommerziellen Gründen etwas dagegen, weil die Fernseheinschaltquoten in Mitteleuropa dann angeblich schlechter wären - um 8 Uhr statt um 10 Uhr morgens dort. Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso sagt klipp und klar: "Da entscheiden Leute aus kommerziellen Gründen etwas, ohne sich dafür zu interessieren, dass sie uns Fahrer dadurch unnötig einem höheren Risiko aussetzen."