Wir haben in drei Wochen geschafft, was andere in drei Monaten machen", sagt der Teamchef, Dr. Colin Kolles. Der Zahnarzt aus Ingolstadt mit rumänischen Wurzeln hat schon einige Formel-1-Teams, von Jordan bis Force India, geführt. Jetzt also HRT, das Hispania Racing Team, unter dem Namen Campos einer der Neulinge, der von der FIA 2009 einen Startplatz bekam - und im Winter in massive finanzielle Schwierigkeiten geriet. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone half mit, über den spanischen Immobilienmakler José Ramon Carabante und den neuen Teamchef Kolles Mitte Februar die Rettung zu inszenieren. Ein Monocoque, von Dallara gebaut, war fertig, ein zweites halb, Motoren und Getriebe noch nicht eingebaut, von so komplizierten und zeitaufwendigen Dingen wie der Verlegung von Kabelbäumen gar nicht zu reden. Für die Technik-Spitze engagierte Kolles mit Berater Geoff Willis (früher Williams und Red Bull) und Jacky Eeckelarert (einst Sauber und Honda) Formel-1-erfahrene Ingenieure - und jetzt hat man bereits zwei GP-Wochenenden "überstanden", unter den gegebenen Umständen durchaus beachtlich.

Kleinigkeiten

Endgültig zusammengebaut wurden die Autos schließlich erst in Bahrain, die Mechaniker arbeiteten die Nächte durch und auch in Australien sah das nicht viel anders aus. Es waren typische Kleinigkeiten, die bei einem so neuen Auto eben auftreten, zu lösen. Ein loser Schlauch da, eine durchgescheuerte Leitung hier, Dinge, die man normalerweise in aller Ruhe beim Testen aussortiert - aber Testfahrten hatte HRT keine. Die anderen Neuen, Virgin und Lotus, schafften immerhin zwölf bzw. acht Testtage vor der Saison, fuhren dabei einige Tausend Kilometer. HRT bringt es nach zwei Rennwochenenden mit den dabei sehr limitieren Trainingszeiten auf etwa 600 Kilometer pro Auto. Neben den rein technischen Problemen für einen Formel-1-Neuling gibt es aber auch noch ganz andere Herausforderungen: Heike Feldkamp, nicht nur PR-Chefin bei HRT, sondern auch Organisatorin, Reiseplanerin, "und Mädchen für alles" versucht noch jetzt, Reisen und Hotels zu buchen.

Dass es auf der Strecke seit dem ersten Roll-out in Bahrain zügig aufwärtsgeht, hilft natürlich, die Motivation aller ganz hoch zu halten. Mit 12 Sekunden Rückstand auf die Schnellsten fing man an, im Qualifying in Australien waren es nur noch sechs. Jetzt soll nur noch eine halbe Sekunde auf den nächsten Neuling Virgin fehlen. Und ganze zwei Sekunden will man bis Saisonmitte noch finden.