Das Qualifying sei fast wichtiger als das Rennen, weil dort schon alle Grundlagen für den Erfolg gelegt würden, stellte Michael Schumacher im Laufe des Australien-Wochenendes mehr als einmal fest - ob er sich deshalb am Samstag mit gleich zwei seiner Weltmeisterkollegen ein bisschen anlegte, von denen er sich auf seinen schnellen Runden behindert fühlte? Erst von Lewis Hamilton, "der seine Runde vorbereitet hat, sich einen größeren Abstand zum Vordermann verschaffen wollte - aber dabei mir in den Weg kam", dann mit Fernando Alonso, den er gleich im Parc Fermé zur Rede stellte: "Ich wollte nur wissen, ob ihn das Team nicht informiert hat, dass ich von hinten komme - weil das im Fahrerbriefing ja extra besprochen wurde und er da einer der großen Verfechter war."

Durch das Nachtankverbot in diesem Jahr sind die Möglichkeiten, mit der Strategie zu spielen, sehr eingeschränkt. Der obligatorische Reifenwechsel findet bei den meisten Teams innerhalb der gleichen zwei oder drei Runden statt - und durch das Qualifying mit leerem Tank zeigt die Startaufstellung nun die wirklich Schnellsten an der Spitze. Es folgt dann schnell ein Rennen wie beim Saisonauftakt der Formel 1 in Bahrain, wo Action Mangelware blieb, sich vielerorts Langeweile breitmachte und das Wort von der "Formel Gähn" bereits Kreise zog.

Langweiliges Rennen?

Wobei der eine oder andere Fahrer nichts gegen Langeweile hätte. Sebastian Vettel, der sich mit seinem Red Bull in Melbourne die zweite Pole-Position hintereinander sicherte, wünschte sich eh das, was sich immer alle wünschen, die ganz vorne stehen: "Tut mir ja Leid für die Zuschauer, aber ich hoffe auf ein langweiliges Rennen, und dass wir dort ins Ziel kommen, von wo wir losfahren," grinste er nach dem Qualifying. Wobei er allerdings wusste, dass die Wahrscheinlichkeit dafür angesichts unsicheren Wetters und der Streckencharakteristik nicht so groß sein würde wie ihn Bahrain.

Gerade weil auch Streckentypus und äußere Umstände mindestens genauso über Spannung und Action in einem Rennen entscheiden wie das Reglement, warnen besonnene Köpfe vor übereilten Kurzschlusshandlungen in Sachen Reglement. "Wir sollten nicht die negativen Aspekte in den Vordergrund rücken. Es gab auch in der Vergangenheit sehr, sehr langweilige Rennen", sagt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Er warnt vor schnellen Eingriffen ins Reglement. "Wir müssen das rational angehen." Man werde aber das Problem nicht totschweigen, sondern offen diskutieren.

Bei einem Treffen der Teamvereinigung FOTA am Rande des Rennens in Malaysia will man gemeinsam eine erste Bilanz ziehen. Nach nur einem einzigen Rennen sei dies ohnehin viel zu früh. "Wir wollen keine künstlichen Eingriffe in die Weltmeisterschaft", so Domenicali. Und auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn stimmt ihm zu: "Wenn wir etwas ändern, dann kann der Schuss auch nach hinten losgehen."