An der Schnelligkeit von Sebastian Vettels Arbeitsgerät besteht ja kein Zweifel. "Der Red Bull ist sogar unverschämt schnell", glaubt zumindest Lewis Hamilton. "Red Bull ist verdammt schnell und konkurrenzfähig, aber ich denke, dass die drei Teams Ferrari, McLaren und Mercedes nicht weit dahinter liegen", sagt Bahrain-Sieger Fernando Alonso

Sebastian Vettel freut sich über die Anerkennung der Konkurrenz: "Das ist natürlich ein Kompliment, aber darauf darf man sich nicht ausruhen", betont er. Und hier in Melbourne müsse man auch nach dem ersten Trainingstag noch ein bisschen vorsichtig mit Prognosen sein: "Die Strecke ist etwas eigen. Lassen wir uns überraschen." Optimal verlief der gestrige Tag für Vettel ("Ich hatte auch einen kurzen Ausritt") nicht, zudem regnete es im zweiten Training.

Grenzgenial

Aber der Speed ist nicht die große Sorge. Wenn sich Sebastian Vettel über irgendetwas Gedanken machen muss, dann wohl über die Zuverlässigkeit. Sicher, ein Zündkerzendefekt wie in Bahrain, ein Problem mit einem Zulieferteil, das kann passieren. Aber schon im Training dort und auch bei den Wintertests hinkte Red Bull in dieser Beziehung noch hinterher. Worauf schon wieder Stimmen im Fahrerlager laut wurden, die befürchten, dass man bei den Bullen für die geniale "Speedfindung" von Chefdesigner Adrian Newey möglicherweise einen hohen, vielleicht sogar zu hohen Preis zahlen müsse. Newey, der wohl beste Aerodynamiker der Formel 1, ist dafür bekannt, dass er in seinen Konstruktionen die Grenzen stets bis zum Letzten ausreizt. Nicht immer mit aller gebotenen Rücksicht darauf, dass die geniale Aerodynamik zum Beispiel dem Motor auch noch genügend Luft zum Atmen bieten muss.

Keine Sorgen

Die Red-Bull-Chefs sind sich derzeit noch sicher, dass Newey dabei nicht zu weit gegangen sei. Die bisherigen Pannen seien die üblichen Kleinigkeiten gewesen. Ron Dennis Mutmaßung, Red Bull habe in Bahrain nur einen Defekt vorgetäuscht, in Wahrheit habe man Leistung herausnehmen müssen, um Sprit zu sparen, sei völliger Unfug.

Auch Sebastian Vettel macht sich noch keine allzu großen Sorgen: "Wir haben allen Grund, selbstbewusst zu sein." Schließlich habe man in Bahrain trotz der Probleme noch einen deutlich besseren Saisonauftakt hingelegt als 2009. Damals schied Vettel nach einer Kollision mit Robert Kubica in Melbourne knapp vor Ende aus.

Vettel: "Der Defektteufel liegt nun wirklich nicht in meiner Hand." Und weil jetzt einmal etwas gewesen sei, müsse man auch absolut noch nicht in Panik verfallen. "Irgendein Problem hat im Laufe der Saison jeder mal." Was man bei Red Bull nicht sagt: Sollte das Auto wirklich die ganze Saison über das Schnellste sein, man regelmäßig gewinnen, dann könnte man ja vielleicht sogar mal den ein oder anderen Defekt verschmerzen.