Er hatte die sagenhafte Kunst, die Kurve zu kriegen. Wie in Trance drehte er oft Qualifikationsrunden. Und er besiegte alle Gegner. Noch heute spürt man Ayrton Senna in Brasilien, besonders in der Heimatstadt Sao Paulo. Die fanatischen brasilianischen Formel-1-Anhänger haben wenig Hoffnung auf zukünftige große Erfolge, die an die Tradition von Emerson Fittipaldi (2 WM-Titel), Nelson Piquet (3) und natürlich vor allem Ayrton Senna (3), der 1994 in Imola tödlich verunglückt ist, anknüpfen könnten. Rubens Barrichello kämpft selbst in der 19. Saison noch immer um Anerkennung. Felipe Massa muss um seinen Platz bei Ferrari bangen.

Und so hängt die Formel-1-Gemeinde zumindest noch am großen Namen Senna. Bruno Senna trägt ihn zumindest. Er wird aber noch vorwiegend als Neffe von Ayrton beobachtet. Er ersetzt ja seit Spa Nick Heidfeld im Lotus-Renaut-Cockpit und hofft jetzt, 2012 dort endlich einmal eine komplette Saison in einem konkurrenzfähigen Team fahren und sein wahres Talent zeigen zu können. Wäre er aber überhaupt schon bereit auf die Rolle des neuen brasilianischen Nationalhelden in der Formel 1. "Ein Spitzensportler in Brasilien zu sein, ist nicht leicht. Die Erwartungen sind immer sehr hoch. Eigentlich wollen die Leute hier nur Sieger sehen. Ich fahre in erster Linie für mich, weil es das ist, was ich tun will, meine Leidenschaft, nicht um die Erwartungen anderer Leute zu erfüllen", so der 28-Jährige. "Wenn meine Ergebnisse aber dazu beitragen, dass ich noch mehr anerkannt werde, wäre das natürlich schön."

Senna hat noch Zeit

Während sich seine Landsleute auch nie vom riesigen Schatten des Vorbildes befreien konnten und mittlerweile schon an die Formel-1-Pensionierung denken müssen, hat Senna wohl noch etwas Zeit. Massa hat bei Ferrari für 2012 noch ein Jahr Gnadenfrist, in dieser Saison hat der 30-Jährige nicht einmal einen Podiumsplatz erreicht. Das ist seit 1992 keinem Ferrari-Piloten mehr passiert. Und Rubens Barrichello ist schon fast 40. Eine Vertragsverlängerung bei Williams ist doch unwahrscheinlich geworden. Nur eine Sponsormitgift könnte Barrichellos Verbleib sichern.

Während der Grand-Prix-Woche gab es eine Kampagne zum 20. Jahrestag von Senna. Bruno hat eine Ehrung vorgenommen. "Es war eine besondere Aufgabe, die Erinnerung an Ayrton wieder einmal überall in die Welt zu tragen. Er war immer meine Inspiration, mein Maßstab - auf diesem Weg kann ich ihm ein bisschen was zurückgeben."

Die Brasilianer ehren Senna diesmal auf besondere Art. Alle haben ihr Helmdesign etwas angepasst. Das Gelb, mit dem blauen und grünen Band, ein Helm, der die Gegner immer aufgeschreckt hat, wenn er im Rückspiegel aufgetaucht war. Selbst Lewis Hamilton spielt mit, in Absprache mit der Senna-Stiftung durfte der Brite das Design verwenden. Aber hilft der Name Senna überhaupt? "Manchmal schon. Bei der Sponsorsuche, weil da durch meine Familie noch Netzwerke existieren", meint Bruno Senna. "Andererseits muss ich aber oft das Doppelte zeigen, um anerkannt zu werden..."