Können wir schon eine Bilanz ziehen? Der eine Punkte, der Sebastian Vettel noch auf den WM-Titel fehlt, spielt ja keinerlei Rolle mehr.

Dietrich Mateschitz: Rechnerisch haben Sie natürlich recht. (lacht) Aber was ist, wenn Sebastian beim Zwetschkenpflücken von der Leiter fällt ... ?

... dann müsste Jenson Button zuerst alle fünf noch ausständigen Rennen gewinnen.

Mateschitz: Wir hatten vom letzten Jahr einen Vorsprung und es ist uns geglückt, diesen Vorsprung mitzunehmen. Okay, das war jetzt vielleicht etwas zurückhaltend formuliert. Dass wir ein gutes Auto haben, das wussten wir natürlich. Und wir haben dieses Auto tendenziell Rennen für Rennen ausgebaut.

Wie chancenlos Formel-1-Giganten wie McLaren, Ferrari oder Mercedes waren, das hat sie überhaupt nicht verblüfft?

Mateschitz: Wir dürfen uns nicht einbilden, dass es mittelfristig so weiter geht. Es wird sich alles wieder zusammen schieben. Wir haben viele und gute Einfälle gehabt, aber irgendwann beginnen die auszugehen.

Ab dem nächsten Grand Prix in zehn Tagen in Japan beginnt Red Bull bereits den Vorsprung für nächstes Jahr heraus zu fahren, kann man das so sagen?

Mateschitz: Gewissermaßen ja. Großartige Änderungen am Auto lässt das Reglement nicht zu. Also werden wir bis zum letzten Rennen so viel wie möglich weiterentwickeln.

Eine deutsche Zeitung hat in ihrer Dienstagsausgabe eine Gehaltsliste der Formel-1-Piloten veröffentlicht. Sebastian Vettel liegt nur auf Rang drei. Ist er quasi ein Billig-Weltmeister?

Mateschitz: Ich wüsste nicht, woher diese Zahlen kommen sollten. Was Vettel betrifft, sind sie garantiert nicht richtig. Und was zum Beispiel einen Fernando Alonso angeht, darf man nicht vergessen, dass er einen Großteil seines Gehalts über Sponsoren selbst einbringt. Damit muss sich Sebastian nicht belasten.

Wie schnell oder nicht schnell einigt man sich mit einem Vettel über seine Gage?

Mateschitz: Er hat es nicht notwendig, mit uns herum zu schachern. In so eine Situation bringen wir Vettel nicht.

Als Prämie für den WM-Titel bekommt Vettel sein heuriges Rennauto? Mehr nicht?

Mateschitz: Es gibt bei Red Bull WM-Prämien, wie bei allen anderen Teams und Piloten.

Also für das gesamte Team, bis zum kleinsten Mechaniker?

Mateschitz: Natürlich, die Mechaniker sind es ja, die bis vier Uhr Früh am Auto schrauben.

Wie erleichtert sind Sie, dass Mark Webber heuer gar nicht in der Lage war, für eine Stallorder-Diskussion zu sorgen?

Mateschitz: Mark und Sebastian stehen im Wettbewerb zueinander, das ist der stärkste überhaupt. Sie müssen nicht Händchenhalten, aber sie müssen im Interesse des Teams handeln.

Wird sich das Team in irgend einer Form verändern?

Mateschitz: Alle Personen auf Schlüsselpositionen haben langfristige Verträge. Aber das Telefon läuft natürlich heiß.

Die Formel 1 als Ganzes hat Ihnen heuer gefallen?

Mateschitz: Ich sehe keinen großen Handlungsbedarf. Die heurige Saison tut der ganzen Formel 1 sehr gut.