Angst, nein Angst hat niemand von der Formel-1-Piloten. Respekt schon eher. Respekt vor der schnellsten Strecke der Welt, vor Monza. Der Siegerschnitt lag im Vorjahr bei 240 km/h, mit 348,7 km/h wurde ein gewisser Jaime Alguersuari im Toro Rosso als Schnellster ausgewiesen. Im heurigen "Grand Prix von Italien" wird dieser Spitzenwert durch das Flügel-auf-Flügel-zu-Spiel (DRS) wohl noch einmal verbessert werden.

Monza ist die letzte Zuflucht der Hochgeschwindigkeitsfanatiker. Ein Relikt aus der alten Zeit. Ein Name, den jeder kennt. Es wurden stinknormale Pkw so benannt, oder auch Mopeds. Der Kurs hat natürlich den Charme der 50er-Jahre verloren, als es noch auf Steilkurven durch den Wald ging. Aber der königliche Park mit den uralten Bäumen steht immer noch für große Triumphe, für Tragödien, für Freude und für Tränen. Hier schluchzte Michael Schumacher 2000 nach seinem Sieg, hier weinte Mika Häkkinen abseits der Piste hockend nach seinem Fahrfehler 1999. Hier starben Österreichs Motorrad-Weltmeister Rupert Hollaus 1954, Jochen Rind, Ronnie Peterson und vor genau 50 Jahren Wolfgang Graf Berghe von Trips. 1961, in einer Zeit, als in Monza noch die lange Runde von über zehn Kilometer gefahren wurde. Das war eine Kombination aus dem heutigen Kurs (zumindest teilweise) und der Steilkurven-Piste. Die jedoch immer mehr abbröckelt, Grasbüschel wachsen schon aus dem Beton.

Spürbar

Die Geister der alten Zeit spürt man noch heute. 245.000 Mal wurde auf "YouTube" der tödliche Trips-Unfall im Ferrari Dino 156 gezeigt. Als das Auto vor der schauderhaften Parabolica von der Piste die Böschung hinauf flog, einen Zaun durchstieß und 15 Menschen tötete. Der Rindt-Unfall zählte bisher 925.000 Klicks. Sebastian Vettel zeigt Respekt vor dem "Monster Monza". Er ist sich der Unfälle von Rindt und Trips, dem ersten GP-Sieger aus Deutschland, bewusst. "Ja, ich weiß, was da passiert ist, vor allem als deutschsprachiger Fahrer. Ich habe Bücher gelesen, die Bilder gesehen. Und ich ziehe meinen Hut vor den Piloten von damals. Der Rindt war schon ein cooler Typ, eine Inspiration für uns alle", plaudert Vettel einfach drauf los. Aber er weiß auch, "dass der Sicherheitsstandard heute ein anderer ist. Es wurde viel getan, es wird noch weiter viel getan werden müssen. Ich darf aber in der Gewissheit leben, dass ich mich darauf verlassen kann", gibt Vettel zu. "Damals war das anders."

Stammplatz

Nicht nur die hohen Geschwindigkeiten oder die Windschattenschlachten, die zu haarsträubenden Duellen führten, sind das einzig Außergewöhnliche. Monza lebt auch vom Termin. Im Spätsommer tritt der WM-Kampf Jahr für Jahr in seine entscheidende Phase. Und Monza ist natürlich Italien mit den Emotionen der Tifosi, die nach dem Rennen die Strecke stürmen. "Und die eine Gänsehautatmosphäre vermitteln", sagte Vettel schon bei seinem ersten Sieg 2008. Deshalb muss Monza seinen Stammplatz im Kalender behalten.