Keiner will große Worte darüber verlieren, aber die Weltmeisterschaft 2011 scheint entschieden. Angesichts des großen Rückstands haben Ferrari und McLaren mehr oder weniger aufgegeben. Und auch wenn die letzte Hochgeschwindigkeits-Bastion der Formel 1 eher gegen die Red Bulls spricht, drückt die Form der österreichisch-britischen Seilschaft wohl etwas anderes aus. Zumal Design-Chef Adrian Newey so manch Spezielles für Monza im Bordgepäck mitschleppte. Schließlich hat der regierende Weltmeister Sebastian Vettel in Monza seinen ersten Grand Prix gewonnen (2008 im Toro Rosso). Das will er nun auf seiner "persönlichen Gänsehautstrecke" im Red Bull wiederholen.

Neuer Anlauf

Nirgendwo schmerzt Ferrari eine Niederlage so sehr als im königlichen Park. Die Saison 2011 verlief so schlecht wie die Konjunktur in ganz Italien. Ferrari hat Schulden bei den Fans. Nur ein Sieg im ganzen Jahr (Silverstone). Kein Schwung, keine Dynamik. Italienische Tristesse zum 150. Landesgeburtstag. Da sind die italienischen Landesfarben am Heckflügel auch kein Beschleuniger. Aber: In Monza möchte man angreifen. "Italien zuliebe", wie es Fernando Alonso bei der großen FIA-Pressekonferenz am Donnerstag versprach.

Schließlich sei er, sagte Alonso, verrückt nach Italien und wolle in Monza alles riskieren. Worte, die die Tifosi dazu animieren sollen, in Scharen am Sonntag aufzutauchen. Das hehre Ansinnen umzusetzen, wird aber bei aller Leidenschaft der Ferraristi eher nicht leicht.

Neues Jahr

Heute ist es viel schwieriger geworden, einen falschen Strich am Zeichenbrett auszuradieren. Früher hat Ferrari viel Geld in die Hand genommen, legte einen 100.000-km-Dauertest auf der Hauspiste in Fiorano hin und die Piloten fuhren so lange, bis ein Problem beseitigt war. Und ein Michael Schumacher hatte auch noch Spaß daran.

Das Geld ist knapp geworden, die Verschwendungssucht von damals ist Geschichte. Als man in Maranello die Formschwäche entdeckte, wurde Technikchef Aldo Costa einmal gefeuert. Und wenn am Sonntag der Große Preis von Italien gefahren sein wird, wird auch die Entwicklung am "150 Italia" eingestellt. Ab Montag beginnt das neue Jahr. Ein Sieg gegen den Vettel-Express wäre zumindest ein Trostpflaster, die verkorkste Saison wird er nicht retten können. Und das weiß auch Teamchef Stefano Domenicali. "Ferrari kann sich kein Lächeln über Platz zwei erlauben . . ." So eine Saison kann sich Ferrari nicht erlauben.