Es gibt Zwischenzeiten, Endzeiten, eine Punktewertung. Aber es reicht, wenn man in die Gesichter der Formel-1-Angehörigen blickt, um zu verstehen, wie sich einer fühlt. Nach dem Zeittraining für den heutigen Großen Preis von Deutschland hat sich die bisher gewohnte Jahres-Ansicht etwas verändert.

Wie? Im Fahrerlager war kein strahlender Sebastian Vettel mehr zu sehen, dafür ein umso mehr schmunzelnder Mark Webber. Erstmals in dieser Saison, ausgerechnet zu seinem Heim-Grand-Prix, ausgerechnet bei Halbzeit des Jahres steht der deutsche Weltmeister nämlich nicht in der ersten Startreihe. Zum einen wurde er von seinem Teamkollegen geschlagen, zum anderen - und das ist die eigentliche Überraschung - auch von Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes. "Das muss für Vettel eine herbe Enttäuschung sein", beschreibt Niki Lauda das Qualifying. Und bei Red Bull begann sogleich das große Rätselraten, zog sich die Teamführung geschlossen in ihre "Gemäuer" zurück.

"Wir haben eigentlich mit Ferrari und Alonso als großen Gegner gerechnet, warum Hamilton plötzlich so schnell war, können wir uns selbst nicht so richtig erklären", war zumindest Helmut Marko, Motorsportberater bei Red Bull, zu entlocken. "Webber hat einen guten Job gemacht, bei Sebastian sollten die kleinen Veränderungen am Auto fürs Rennen noch etwas bringen."

Zwist im Hause

In Silverstone gab es schon etwas Ärger als Webber die Stallorder ("Abstand halten") ignorierte und Vettel angriff. Jetzt dürften wohl wieder Diskussionen losgetreten werden. Denn einen Alleingang von Vettel darf und kann man im heutigen Grand Prix nicht erwarten. Zumal sich Webber erneut als König der Nürburg zeigte. 2007 fuhr er das erste Mal aufs Podium, 2009 feierte er seinen ersten Grand-Prix-Sieg.

Vettel muss freilich heute nicht gewinnen. Bei 80 Punkte Vorsprung sollte ihm auch einmal ein zweiter oder dritter Platz reichen. Und den für ihn vielleicht unnötig hervorgerufenen Stresstest wird er doch aushalten. "Ganz sicher sogar, das Auto hat sich besser angefühlt als am Freitag, dazu stehe ich auf der guten Seite. Ich denke, es kann ein spannendes Rennen werden", zeigte Vettel dann wieder Zuversicht.

Wetterleuchten

Ferrari war für Red Bull jedenfalls die Enttäuschung. Die Italiener brachten am Samstag ihre Pirellis nicht auf Temperatur, was angesichts der kühlen Eifel (14 Grad) kein Wunder ist. Für Sonntag ist Regen prognostiziert. Und so wird mit Alonso ganz sicher zu rechnen sein. Ferrari zeigte sich zuletzt als Wettbewerbsteam. In Silverstone fuhr Alonso auch nach einem durchwachsenen Training zum Sieg...