Die britischen Race-Fans sind geschlossen nach Silverstone gepilgert. So, als würde an diesem Sonntag die Weltmeisterschaft entschieden werden. Ausverkauftes Haus auf dem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt in der Grafschaft Northamptonshire, 122.000 am Sonntag, 315.000 an allen drei Tagen. Das ist Rekord. Nach außen hin zeigen die Briten aber wenig Einigkeit. Weil sie unterscheiden sich klar: Alle drei Flaggen wurden den ganzen Vormittag heftig geschwungen. Der Union Jack (Großbritannien), das Sankt-Georgs-Kreuz (Rot-Weiß für England) und das Andreas-Kreuz (Blau-Weiß für Schottland). Nur um den Sieg fuhr am Sonntag kein Brite mit. Nicht Hamilton, nicht Button, nicht Di Resta...

Der neue große Gegner von Red Bull ist nun eindeutig Ferrari. Vor Fernando Alonso hatte man im Red-Bull-Lager schon am Samstag nach dem Qualifying den größten Respekt. Mit den harten Reifen sei der Spanier klar schneller. Rennentscheidend war zum einen die Pace, die Alonso an den Tag legte, zum anderen ein verpatzter zweiter Boxenstopp Vettels. Weil der Wagenheber hinten brach, verlor die Red-Bull-Boxencrew viel Zeit. So war Alonso ab der Halbzeit des Rennens (zuvor störte der übliche Regen den Rhythmus) ebenso unantastbar wie Vettel in all den Rennen zuvor. Über 16 Sekunden fuhr Alonso ab der 28. Runde gegenüber Vettel und Webber heraus.

Und so feierte Ferrari endlich wieder einen Sieg seit dem Korea-Grand-Prix im Vorjahr. Genau zum 60. Geburtstag des ersten Ferrari-Erfolgs in der Formel-1-WM-Geschichte. Am 14. Juli gewann José Froilán González im Ferrari 375. Ebenso in Silverstone. So gab es große Erleichterung bei Ferrari. Alonso strahlte mit Teamchef Domenicali, der zuvor schon massiv kritisiert wurde, auf dem Podium um die Wette.

Drei Gründe

Bei Red Bull sah man die Niederlage nüchtern. Helmut Marko, Motorsportberater von Red Bull, führte drei Gründe an. "Ferrari hat sicher einen Schritt nach vorne gemacht. Ein massives Update brachte die Italiener weiter. Das hat man deutlich gesehen. Weiters haben wir bei dem Boxenstopp Zeit liegen lassen. Und am Ende war auch das neue Regulativ gegen unseren Motor ausschlaggebend." In diesem Punkt ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Am Ende des Rennens machten die beiden Red Bulls es noch einmal spannend, als Webber auf den mit KERS kämpfenden Vettel auflief. Bis zwei Runden vor Schluss kämpften die beiden um Rang zwei, dann zog das Team einen Schlussstrich. "Es ist genug", kam die Order aus der Box. Und weil Button ausgefallen ist, hat Vettel nun schon 80 Punkte Guthaben. "Es hat auch ohne Sieg Spaß gemacht", sagte Vettel.

Was fiel sonst auf: Für Mercedes lief es nicht ganz rund. Nach einer Kollision mit Kobayashi bekam Schumacher zehn Strafsekunden aufgebrummt. Dennoch sammelten Rosberg und Schumi Punkte. Mercedes ist nun schon Vierter in der Team-WM.