Ein wenig eingebremst, aber keinesfalls geschlagen. So muss man das Qualifying für den heutigen Grand Prix von Großbritannien aus dem Blickwinkel von Red Bull Racing interpretieren. Denn ganz Genaues wissen die wenigsten. Weil es die FIA und alle Teams bis Samstag noch immer nicht geschafft haben, sich in der mittlerweile sogenannten Zwischengas-Affäre zu einigen. Unterm Strich stehen auch in Silverstone beide Red Bull-Renault in der ersten Reihe, wobei ein hoch motivierter Mark Webber diesmal seinen Teamkollegen Sebastian Vettel auf Distanz halten konnte. Zum zweiten Mal in diesem Jahr.

Es herrschte am Samstag ein Verboten-Teilweise-erlaubt-Wieder-verboten-Regelchaos zwischen den freien Trainings am Freitag und am Samstag. Es geht um technische Feinheiten, um Raffinessen der Ingenieure rund um Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey und Renault. Um es zu vereinfachen: Auch beim Gas wegnehmen, bleibt der Motor am Laufen, erzeugt Abgase, die gekonnt auf aerodynamische Teile geleitet werden. Und so auch im Schleppbetrieb Abtrieb erzeugen. Der aerodynamische Trick verleiht den Autos beim Abbremsen und in den Kurven zusätzliche Stabilität.

Skurril war nur, dass die FIA ihre Meinung zwischen dem zweiten freien Training am Freitag und dem Dritten am Samstag mehrmals geändert hat. Renault bekam zuerst die Sondererlaubnis, die Drosselklappen auch im Schleppbetrieb zu 50 Prozent offen zu lassen. Am Samstagmorgen nahm man diese Sondergenehmigung wieder zurück, Renault musste sich mit zehn Prozent begnügen, vor dem Qualifying wurden dann wieder 20 Prozent offene Drosselklappen erlaubt. Dabei gilt das nur für die Autos, die mit Renault-Motoren bestückt sind.

Und um unter dem leidvollen Spiel einen Schlussstrich zu ziehen, gab die FIA noch am Samstagabend eine Stellungnahme heraus. "Die Maßnahmen die Samstagmorgen kommuniziert wurden, gelten für das gesamte Wochenende." Wow! Und "wenn die Teams sich zu Hundert Prozent einigen, ist die FIA bereit, das Arrangement bis zum Ende der Saison aufrecht zu halten." Na, dann ist ja alles klar. "Nichts ist klar, sechs Mal musste wir an diesem Wochenende unser Motoren-Mapping ändern. Alle Kennzahlen neu einspeisen", stöhnte Helmut Marko, Motorsportberater bei Red Bull. "Und selbst am Sonntag noch vor dem Rennen kann die FIA etwas Anderes beschließen. Es ist völlig müßig, darüber zu reden", so Marko.

Etwas näher

Nicht die Teams, die sich durch die Änderung am meisten erwartet haben (Mercedes mit McLaren), sondern Ferrari hat von der Beschränkung von Red Bull am meisten profitiert. "Ich denke, Alonso wird auch unser gefährlichster Gegner. Ferrari ist mit den harten Reifen schneller als wir", verriet Marko, nach den ersten Datenaufzeichnungen nach dem Zeittraining. "Ich denke, dass wir kein leichtes Rennen. Aber wie gesagt: ich bin noch gespannt, was der FIA noch bis zum Rennstart alles einfallen wird." Eine nicht berechenbare Konstante bleibt das Wetter. Denn ein paar Schauer sind immer möglich...